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Reisechaos

Urlaubssaison vor dem Kollaps: 38.000 Flüge täglich ABER es fehlen 1000 Fluglotsen

Fluglotsen
FOTO: iStock/gorodenkoff

Im Sommer 2024 drohen erhebliche Flugverspätungen aufgrund akuter Personalengpässe bei Flughafenbetreibern. Die Gewerkschaft vida hat am Sonntag erneut vor zahlreichen Verzögerungen und Flugausfällen während der Hauptreisesaison gewarnt. Als Hauptursache gilt die Diskrepanz zwischen dem kontinuierlich steigenden Passagieraufkommen und der zunehmenden Unterbesetzung im Luftfahrtsektor. Europaweit fehlen derzeit schätzungsweise mehr als 1000 Fluglotsen.

Die Situation verschärft sich zusätzlich durch das wachsende Flugaufkommen: Während im vergangenen Sommer zu Spitzenzeiten täglich 35.000 Flüge in Europa verzeichnet wurden, rechnen Experten in diesem Jahr mit bis zu 38.000 täglichen Flugbewegungen. Besonders problematisch: Viele Länder haben während der Pandemie und den damit verbundenen Reisebeschränkungen erheblich Personal reduziert – eine Lücke, die nun deutlich spürbar wird.

Fluglotsen-Mangel

Der Beruf des Fluglotsen ist zwar überdurchschnittlich vergütet, was der enormen Verantwortung entspricht, erfordert jedoch eine intensive und aufwendige Ausbildung. Besonders betroffen sind neben Deutschland und Ungarn auch beliebte Urlaubsdestinationen wie Griechenland und die Türkei.

Das Problem hat inzwischen auch die EU-Ebene erreicht. EU-Verkehrskommissar Apostolos Tzitzikostas warnt konkret vor Schwierigkeiten in den Hochsommermonaten Juli und August.

Österreichs Maßnahmen

Für österreichische Reisende gibt es zumindest teilweise Entwarnung von der Austro Control (österreichische Flugsicherung). Deren Sprecher Markus Pohanka erklärt: „Wir haben während der Pandemie eine Ausbildungsoffensive gestartet, die wir nun fortsetzen. 2024 hatten wir 1300 Bewerbungen – ein Rekord.“ Wir sehen uns daher gut aufgestellt.

Die Gewerkschaft fordert unterdessen von der EU-Kommission eine Überarbeitung der rechtlichen Rahmenbedingungen sowie ein Ende der Sparmaßnahmen im Luftverkehrssektor.

Unterschiedliche Ansätze in Europa

Während Österreich mit der Ausbildungsoffensive bei Austro Control versucht, langfristig gegenzusteuern, kämpfen andere Länder mit deutlich größeren Herausforderungen. Insbesondere Deutschland erreichte 2024 mit 34 Prozent verspäteten Passagieren einen der drei höchsten Werte in Europa. Die Situation dort spitzte sich im Juli zu, als fast jeder zweite Reisende von einer Verspätung oder einem Ausfall betroffen war. Am 12. Juli wurden aufgrund von Unwettern sogar 72 Prozent der Fluggäste beeinträchtigt.

Deutsche Flughafenbetreiber wie Fraport setzen vor allem auf kurzfristige Maßnahmen wie das Streichen einzelner Flüge und das Umlenken von Passagieren auf alternative Verkehrsmittel. Trotz dieser Bemühungen konnte das Personaldefizit bislang nicht vollständig ausgeglichen werden – anders als bei der präventiven österreichischen Strategie, die bereits während der Pandemie eingeleitet wurde.