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Versorgungssicherheit: Strom und Gas bei Zahlungs-Verzug

(FOTO: iStock/jirkaejc)
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Aufgrund der Teuerungen und Inflation der letzten Monate hat der ORF eine Spezialsendung zum Thema „Energiekosten-Check“ ausgestrahlt. Dabei ging es um die Zukunft der Energiekosten und wie Bürger den bevorstehenden Winter überstehen sollen, angesichts der wachsenden Kosten.

Immer mehr Berichte häufen sich, in denen erklärt wird, dass einigen Haushalten der Strom beziehungsweise das Gas abgedreht wird – und das ohne Vorwarnung. Was steckt dahinter? KOSMO hat nachgefragt.

Der Fall Hollabrunn

Die neuste Meldung drehte sich um 130 Haushalte im Bezirk Hollabrunn, die scheinbar gerade ohne Strom und Gas auskommen müssen. Hier wurde suggeriert, dass diesen Haushalten der Energievertrag ohne Vorwarnung gekündigt wurde, mitunter auch weil diese Haushalte ihre Rechnungen nicht zeitgerecht bezahlen konnten. Auf Nachfrage erklärte EVN-Pressesprecher Stefan Zach die Situation. Demnach gäbe es im Bezirk Hollabrunn tatsächlich etwa 130 Haushalte, die gerade keinen Strom und kein Gas beziehen. Doch der Grund ist ein anderer als Anfangs vermutet.

Insgesamt befinden sich im Bezirk Hollabrunn rund 65.000 Haushalte. Die betroffenen 130 Haushalte machen also etwa 0,2 Prozent der Energiebezieher im Bezirk Hollabrunn aus – nicht ungewöhnlich, wie Zach bestätigt. Denn dabei fallen Haushalte, die sich im Umzug befinden, genauso in diese Zahl wie auch Haushalte die sich die Zahlungen nicht leisten können.

Sonderfälle sind diese, in denen von einem Fremdanbieter der Energievertrag gekündigt wurde, weil der anfangs angegebene Preis nicht gehalten werden konnte. Somit machten die Firmen teilweise gebrauch von ihren AGBs und kündigten ihren Kunden den Vertrag. Manche Haushalte haben in dieser Situation nicht erkannt, dass man seinen Energieanbieter nach so einer Kündigung aktiv und selbstständig wechseln muss. Man muss also selber einen neuen Vertrag abschließen – das wird nicht automatisch gemacht!

Zusätzlich erklärte Zach, dass die EVN in den letzten zwölf Monaten etwa 30.000 Vertragswechsel von Fremdanbietern bearbeiten musste. Ebenso arbeitet das Servicecenter der EVN aufgrund der Energiekrise auf Hochtouren. Das Telefonaufkommen ist zehn mal höher als im Jahr zuvor. Die Gesprächsdauer verlängerte sich aufgrund der Beratungsintensität um ein dreifaches. Ebenso muss das Servicecenter Unmengen an E-Mail-Anfragen bewältigen.

Stundung und Ratenzahlungen

Falls Sie Probleme mit der Zahlung Ihrer Strom- oder Gasrechnung haben, kann KOSMO ihnen vielleicht helfen. Wir haben angefragt, was Sie tun können um finanziell sicher und gewärmt über den Winter zu kommen. Wichtig ist: bei der EVN sowie bei Wien Energie wird Ihnen der Vertrag nicht einfach so gekündigt! Hier greifen österreichweit gesetzlich geregelte Prozesse, die vor einer Vertragsauflösung zum Einsatz kommen.

So werden zuerst zwei Mahnungen im abstand von mehreren Wochen verschickt, bevor der Vertrag gekündigt wird. Wichtig ist, dass Kunden sich selbstständig bei den jeweiligen Servicestellen melden, um etwaige Zahlungskonditionen neu anlegen zu lassen.

Die Presseabteilung von Wien Energie bestätigt: „Wichtig ist aber, dass sich die Kundinnen bei Zahlungsschwierigkeiten rechtzeitig mit uns in Verbindung setzen. Über unser Kundinnenservice bieten wir allen Kundinnen (bereits seit Jahren) kulante Zahlungsvereinbarungen wie Ratenzahlungen oder Stundungen. Wir versuchen immer, individuelle Lösungen zu finden. Für Menschen in besonders schwierigen Lebenssituationen haben wir seit über zehn Jahren eine eigene Beratungsstelle. In enger Zusammenarbeit mit den sozialen Einrichtungen der Stadt und Hilfsorganisationen federt die Beratungsstelle Härtefälle ab und sorgt durch intensive persönliche Begleitung und individuelle Unterstützungsmaßnahmen dafür, dass die Energieversorgung für unsere Kundinnen nachhaltig gesichert wird.“

Auch die EVN kommt ihren Kunden entgegen. So besteht seit kurzem der EVN-Energiehilfefond, der zusammen mit Diakonie und Caritas ins Leben gerufen wurde. Damit stehen drei Millionen Euro für hilfsbedürftige Menschen zur Verfügung, die sich ihre Energiekosten nicht mehr leisten können. Denn die Anfragen bei der Caritas haben sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Eine eigenständiges Ansuchen um Hilfe bei Diakonie oder Caritas ist hier allerdings nötig.

Quellen: ORF, EVN Pressesprecher, Wien Energie Pressesprecher, E-Control: Zahlungsschwierigkeiten

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