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Währung

100 Jahre Schilling – Die Währung, die Österreich prägte

Nahaufnahme von kenianischen Schilling-Münzen mit Fokus auf Texturen und Inschriften.
(Foto: Pexels)

Am 1. März 1925 führte die junge Republik Österreich den Schilling als neue Landeswährung ein. Damit endete die Zeit der von Krieg und Hyperinflation gebeutelten Krone, die in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg förmlich entwertet worden war. Ein harter Schnitt war notwendig: 10.000 Kronen wurden durch nur einen einzigen Schilling ersetzt. Viele Bürgerinnen und Bürger sahen darin einen wirtschaftlichen Neuanfang und eine Rückkehr zu stabileren Verhältnissen.

Die Ausgangslage 1925

Nach dem Zerfall der Monarchie stand Österreich vor enormen Herausforderungen. Die Nachkriegsjahre waren von einer rasanten Geldentwertung und tiefen sozialen Spannungen geprägt. Dank internationaler Hilfskredite und politischer Reformen gelang es der Regierung, die Staatsfinanzen zu konsolidieren. Die Einführung des Schillings bildete den symbolischen Abschluss der jahrelangen Bemühungen, das Land auf eine solide wirtschaftliche Basis zu stellen.

Neues Vertrauen in die Währung

Der Schilling erwies sich schnell als Symbol für Stabilität und Aufbruch. In den 1920er- und 1930er-Jahren nannte man ihn sogar liebevoll „Alpendollar“. Er half, das Vertrauen der Bevölkerung in Bargeld und Sparkonten wiederherzustellen. Auch wenn Österreich von der Weltwirtschaftskrise Ende der 1920er-Jahre nicht verschont blieb, galt der Schilling in den Folgejahren als vergleichsweise wertbeständig.

Bruch und Neubeginn

Mit dem „Anschluss“ an das nationalsozialistische Deutsche Reich 1938 wurde der Schilling abgeschafft und durch die Reichsmark ersetzt. Doch das Comeback folgte bald: Nach dem Zweiten Weltkrieg führten die Alliierten den Schilling schon 1945 wieder ein. Es war ein wichtiger Schritt, um die neu gewonnene Unabhängigkeit und Souveränität des wiedererstandenen Österreich zu unterstreichen. In den Nachkriegsjahrzehnten profitierte die Währung vom wirtschaftlichen Aufschwung, blieb allerdings von Währungsbereinigungen und Anpassungen nicht ganz verschont.

Der Schilling als Hartwährung

Ab den 1950er-Jahren entwickelte sich der Schilling zu einer zuverlässigen Hartwährung, festgekoppelt an führende Devisen. Viele Menschen erinnerten sich an den Schilling vor allem als ruhige Konstante, gerade in wirtschaftlichen Unsicherheiten. Das Wort „Alpendollar“ hielt sich hartnäckig. Auch in den 1980er- und 1990er-Jahren wurde der Schilling als stabil eingeschätzt, weshalb Österreich sich selbst nach dem Ende des Bretton-Woods-Systems für eine konsequente Kursbindung an wichtige Leitwährungen entschied.

Abschied und Nostalgie

1999 begann die EU-weite Einführung des Euro, die das Ende des Schillings besiegelte. 2002 verschwand er endgültig aus dem Bargeldverkehr. Dennoch lagern bis heute Milliardenbeträge in alten Schilling-Scheinen und -Münzen in privaten Haushalten oder als Andenken in Alben. Auch wenn ein direkter Umtausch unbegrenzt möglich ist, hütet so mancher sein Restgeld als ideelles Erinnerungsstück.

100 Jahre danach: Ein Blick zurück

2025 jährt sich die Schilling-Einführung zum hundertsten Mal. Museen und Institutionen widmen diesem Jubiläum Ausstellungen und Veranstaltungen, die an die wechselvolle Geschichte des „Alpendollars“ erinnern. Dabei wird nicht nur seine wirtschaftliche Bedeutung beleuchtet, sondern auch, welche Rolle der Schilling im kulturellen Bewusstsein der Österreicherinnen und Österreicher spielte.

Ob Silbermünzen, bunte Banknoten oder der bekannte 5.000-Schilling-Schein mit Mozart-Porträt: All diese Bilder prägen bis heute das nostalgische Andenken an den Schilling. Er war über Jahrzehnte mehr als nur ein Zahlungsmittel. In ihm spiegelten sich die Hoffnungen und Turbulenzen eines Landes, das sich nach Krieg, Krise und Besatzung immer wieder neu erfinden musste – und letztlich in einem vereinten Europa eine neue Währung und Identität fand.

Historischer Werdegang des Schillings

Wichtige historische Eckdaten sind:

– 1925: Offizielle Einführung des Schillings am 1. März 1925. Die neue Währung ersetzt die inflationsgeplagte Krone im Verhältnis 1 : 10.000​ und besteht zunächst aus Münzen (anfangs 7 g schwere Silber-Schillinge mit 80 % Silbergehalt)​. Der Neuanfang symbolisiert wirtschaftliche Stabilität und Aufbruchsstimmung nach den Krisenjahren​.

– 1938 – Nach dem „Anschluss“ Österreichs an NS-Deutschland wird der Schilling abgeschafft. Er wird zum Kurs 1 Reichsmark = 1,50 Schilling durch die Reichsmark ersetzt​. Viele Österreicher verstecken jedoch Schillinge als Erinnerung oder in Erwartung der Wiedererlangung der Souveränität.

– 1945: Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg führen die Alliierten den Schilling wieder ein. Ab November 1945 zirkuliert der „zweite Schilling“ zunächst als Alliierte MilitärEmission; alte Reichsmark-Bestände werden 1:1 bis zu einem Betrag X umgetauscht​. 1947 erfolgt eine Währungsbereinigung: Beträge über 150 Schilling werden im Verhältnis 3:1 abgewertet, um die Geldmenge zu reduzieren​.

– 1950er–1970er – Der Schilling erweist sich als robust. Ab 1953 ist er an den US-Dollar gebunden (1 USD = 26 Schilling) und nach Ende von Bretton Woods wird er 1976 fix an die D-Mark gekoppelt​. Diese Kopplung an die stabile D-Mark festigt seinen Ruf als Hartwährung bis in die 1990er.

– 1999/2002 – Mit Teilnahme an der Währungsunion endet die Ära des Schillings: Am 1. Jänner 1999 wird der Euro in Österreich zunächst als Buchgeld eingeführt, zum fixen Umrechnungskurs von 1 € = 13,7603 Schilling​. Am 1. Jänner 2002 lösen Euro-Bargeldscheine und -Münzen schließlich den Schilling endgültig als Zahlungsmittel ab​. Dennoch konnten Schilling-Banknoten und -Münzen der letzten Serie unbegrenzt bei der Nationalbank umgetauscht werden, was bis heute gilt​.

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