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BETRÜGER AM WERK

Das illegale Geschäft mit der Schönheit in Wiener Beauty Salons!

Diebstahl von Materialien aus dem AKH

Die Bilder auf FB, die die Arbeit der Heldin unserer Geschichte illustrieren, schaute sich ein renommierter Wiener Arzt an, der seit langen Jahren in der ästhetischen Medizin tätig ist. Er machte uns sofort auf die Einstiche der Nadeln zur Mesoniteinführung in das Gesicht aufmerksam und erklärte, sie seien sehr flach, unsachgemäß und ohne System gesetzt und würden keinen Effekt auf die Haut ausüben. Beim Anblick der Einspritzung von Hyaluron schließlich reagierte er schockiert, glaubte aber noch, die Arbeit eines Arztes zu sehen:

„Was macht diese Kollegin da?! Wie kann sie diese Spritzen für die Arbeit an den Lippen und an den Nasolabialfalten verwenden? Ich verwende diese Spritzen und das hochmolekulare Hyaluron für Behandlungen der Knieknorpel. Für die Gesichtspartien gibt es Hyaluron-Filler, in denen sich Flügelkanülen befinden.  Hier ist irgendetwas nicht in Ordnung… Entweder liegt da elementare Unkenntnis vor ein schweres Verbrechen mit Materialmissbrauch. Ich glaube, das ist ein Fall für die Polizei.“

Das war für KOSMO ein Alarmsignal. Mithilfe unserer journalistischen Autorität und unserer verzweigten Kontakte in der Gemeinschaft fanden wir einige Personen, die der „Ärztin“ aus Smederevo näherstanden und mit den Details ihrer schockierenden Arbeit in Wien vertraut waren. Ihre Bedingung, um mit uns zu reden, war der Schutz ihrer Identität, und das schworen wir bei unserer Mutter, unserer Nachbarin und einem Gesicht ohne Hyaluron zweifelhafter Herkunft. Die Geschichte ist folgende:

„D.J. ist meine Freundin und sie ist wirklich eine Super-Freundin. Sie hat nicht sehr oft Zeit, sich mit uns in Wien zu treffen, denn sie arbeitet viel und verdient sehr gut. Unsere Mädchen und Frauen wollen ihre Dienste alle in Anspruch nehmen und viele empfehle ich ihr auch. Es stimmt, ich habe mich oft gefragt, wie es sein kann, dass ihre Preise im Verhältnis zu den hiesigen Ärzten so günstig sind, und dann habe ich alles erfahren. Sie hat nämlich eine Frau aus unserer Region, die im AKH arbeitet. Die ist keine Ärztin; ich glaube, sie ist nicht einmal Krankenschwester, sondern macht irgendwelche niedrigeren Arbeiten dort. Sie bringt D.J. enorme Mengen Materialien aus der Klinik mit, denn dort überprüft das niemand. Dort gibt es Hyaluron, Botox, Spritzen und sonstiges Verbrauchsmaterial, aber ich weiß nicht, ob D.J. sie dafür bezahlt. Telefonisch vereinbaren sie die Übergabe und diese Frau fürchtet sich, entdeckt zu werden, und wechselt darum ständig ihre SIM-Karte. Ich weiß nicht, in welcher Abteilung des AKH sie arbeitet, aber offensichtlich kommt sie an diese Präparate heran.

Gesetzesverstöße

Mit diesem Text wollen wir Frauen darauf aufmerksam machen, dass sie aufpassen müssen, wem sie ihr Vertrauen schenken. Aber auch die zuständigen Stellen sollten auf die ernsthaften Gesetzesverstöße durch folgende Tatbestände von Ärzten und Kosmetikerinnen aufmerksam werden:

  • Schwarzarbeit
  • Steuerhinterziehung
  • Arbeit in ungeeigneten Räumen und Infektionsrisiko
  • Arbeit mit verbotenen Präparaten
  • Inkompetente Arbeit, die für die Gesundheit der Menschen gefährlich ist,
  • Diebstahl von Präparaten aus dem AKH.

Das sagt die Ärztin

Dr. Bernadette Vago
Fachärztin für Dermatologie und Venerologie, Expertin für ästhetische Medizin

„Wenn eine inkompetente Person eine Nadel in die Hand nimmt, ist das gefährlich.“

KOSMO: Warum ist das Einspritzen von flüssigem Silikon in die Lippen schädlich?
Dr. Vago: Hyaluron wird in etwa 12 Monaten resorbiert, dann muss die Behandlung wiederholt werden. Darum entscheiden sich einige Mädchen für flüssiges Silikon, ein sogenanntes Biopolymer, das länger hält und deutlich billiger ist als Hyaluron, das aber auch sehr gefährlich sein kann, worauf auch die Weltgesundheitsorganisation hingewiesen hat. Implantate vermischen sich nicht mit dem Gewebe, sondern nehmen nur Raum ein und vergrößern die Brüste. In Gewebe eingespritztes Silikon führt zu dauerhaften Schäden, Schmerzen und Deformationen sowie zu schweren lokalen und systemischen Infektionen. Einmal eingespritztes Silikon bleibt dauerhaft im Gewebe, darum herum bilden sich Knötchen und Kügelchen, die nur chirurgisch entfernt werden können. Es besteht die Gefahr, dass diese in die Blutgefäße geraten und zu Verschlüssen führen, die in Embolien, Infarkt und Tod enden können.

Was sind Hyaluron-Filler?
Richtige Filler sind nur zum einmaligen Einspritzen bestimmt und können nicht auf mehrere Personen aufgeteilt werden. Man muss immer fordern, dass der Filler direkt vor dem Einspritzen geöffnet wird und dass die Haltbarkeit überprüft wird. Offene Filler sind eine sehr gefährliche Infektionsquelle, vor allem, wenn sie unter unhygienischen Bedingungen appliziert werden. Es ist sehr gefährlich, wenn eine inkompetente Person, die die Anatomie des Gesichts, der Muskeln, Nerven und Blutgefäße nicht kennt, Filler in ein Blut- oder Lymphgefäß spritzt oder den Zweig irgendeines Nervs trifft, denn dann entstehen Schwellungen, Blutergüsse und schreckliche Schmerzen, die tagelang anhalten.

Was ist mit Botox?
Die Wirkung von Botox, das zu ästhetischen Zwecken eingesetzt wird, hält sechs Monate an und es ist wichtig, die Anatomie des Gesichts zu kennen, um es richtig einzuspritzen. Die Unkenntnis der Gesichtsmuskeln und die Verwendung von Botox, das vor der Verabreichung nicht ordnungsgemäß aufgelöst oder gelagert wurde, kann zu einer Lähmung der Gesichtsmuskeln mit Deformationen im Gesicht führen wie hängenden Augenlidern oder einer ungewollten Anhebung der Augenbrauen.

Welche Eprouvetten werden für die PRP-Behandlung verwendet?
Es ist ein Irrtum, dass für PRP-Behandlungen gewöhnliche und billige Eprouvetten zum Blutabnehmen verwendet werden können. Die Sets für die PRP-Methode kosten bis zu 80 Euro pro Stück. Sie sind so gemacht, dass Mineralien wie Eisen nicht durch das Trennungsgel hindurchkommen können, denn es wäre sehr gefährlich, wenn sie in die Gesichtshaut oder in eine Haarwurzel eingespritzt würden, die sie eventuell vernichten könnten.

Welche Gefahr droht von verschiedenen Fäden zur Hautstraffung?
Die richtigen Mesonite, die für das Lifting oder die Straffung von Gesichtspartien gedacht sind, sind nur PDO, d.h. Polydioxan-Fäden, die resorbiert werden können. Gold- oder Kunststofffäden kommen in keinem Fall in Frage, denn sie verletzen das Unterhautfettgewebe, was sehr schmerzhaft ist und zur Narbenbildung unter der Haut sowie zum Verlust der Sensibilität im Gesicht führt. Natürlich sind PDO-Fäden erheblich teurer als alle anderen, und sie können nur von Ärzten gekauft werden.

Sind Hyaluron und Botox, die für die Knie und andere Körperteile gedacht sind, gefährlich, wenn sie in das Gesicht eingespritzt werden?
Hyaluron zur Behandlung der Knieknorpel und von Wunden ist hochmolekular, es bleibt lokal im Gelenk oder in der Wunde und vermischt sich nicht mit dem Gewebe. Das kosmetische niedermolekulare Hyaluron hingegen dringt in das Weichgewebe ein, verteilt sich gleichmäßig darin, wird leichter resorbiert und bildet keine Knötchen. Botox zur Lähmung der großen Muskeln darf man im Gesicht nicht verwenden, denn es kann stärkere Lähmungen und schwere Schäden hervorrufen.

In welchen Krankenhausabteilungen werden Hyaluron und Botox verwendet?
Soweit ich weiß, werden sie in der Orthopädie, in der Urologie, in der Neurologie und in der Dermatologie verwendet, und in Einzelfällen wird auch die PRP-Methode eingesetzt. Mit Sicherheit kann ich sagen, dass in den aufgezählten Abteilungen keine rein ästhetischen Behandlungen durchgeführt werden.

Vera Marjnaovic
Meine Berufung zur Journalistin entdeckte ich bereits als Sechzehnjährige während meiner Gymnasialzeit in Montenegro. Diesem Berufszweig bin ich seither treu geblieben. Nach meiner Ankunft in Wien widmete ich mich der Arbeit mit Mitgliedern der BKS-Gemeinschaft, wodurch ich tiefgreifende Einblicke in die Lebensgeschichten und sowohl die Triumphe als auch die Herausforderungen verschiedener Generationen gewann. Diese vielfältige Palette an Persönlichkeiten prägte meinen journalistischen Weg und festigte mein Engagement für soziale Themen.