Der Konflikt zwischen Elon Musk und Donald Trump hat eine neue Dimension erreicht. Der Tech-Milliardär behauptete auf seiner Plattform X, der US-Präsident sei in den bislang unveröffentlichten Teilen der Epstein-Dokumente zu finden.
Diese Anschuldigung folgt auf eine zunehmende Entfremdung zwischen den beiden Männern. Nachdem Musk ein von Trump vorangetriebenes Steuer- und Ausgabengesetz als „widerliche Abscheulichkeit“ bezeichnet hatte, drohte der Präsident mit dem Entzug staatlicher Förderungen für Musks Unternehmen Tesla und SpaceX.
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Die sogenannten „Epstein Files“ umfassen umfangreiche Ermittlungsdokumente, Zeugenaussagen und weitere Unterlagen im Zusammenhang mit Jeffrey Epstein. Der 2019 verstorbene Finanzier und verurteilte Sexualstraftäter soll über Jahrzehnte ein Netzwerk zur sexuellen Ausbeutung Minderjähriger betrieben haben. Nach Angaben des US-Justizministeriums enthalten die Dokumente Hinweise auf mehr als 250 Opfer sowie zahlreiche mutmaßliche Mitwisser und Komplizen aus den höchsten Kreisen der Gesellschaft.
Veröffentlichte Dokumente
Ende Februar 2025 veröffentlichte die US-Regierung erstmals offiziell einen Teil dieser Akten. Justizministerin Pamela Bondi und FBI-Chef Kash Patel erklärten, man wolle für maximale Transparenz sorgen. „Wir werden jeden Stein umdrehen“, versicherte Patel. Bereits im Jänner 2024 hatte ein US-Gericht über 900 Seiten aus einem früheren Zivilprozess zwischen Epstein-Opfer Virginia Giuffre und Ghislaine Maxwell zugänglich gemacht.
Trumps Name taucht in den bisher veröffentlichten Unterlagen zwar auf, jedoch ohne strafrechtliche Relevanz. Laut Zeugenaussagen soll Epstein lediglich erwogen haben, Trumps Kasino zu besuchen. In den kürzlich vom Justizministerium freigegebenen etwa 200 Seiten wird Trump offenbar in Flugprotokollen genannt. Der eigentliche Sprengstoff könnte jedoch in den noch nicht veröffentlichten Tausenden Seiten liegen – genau hier setzt Musks Vorwurf an.
Jeffrey Epstein bewegte sich jahrzehntelang in elitären Kreisen. Zu seinem Bekanntenkreis zählten neben Trump und Clinton auch Prinz Andrew, der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman und Microsoft-Gründer Bill Gates. Trump betonte später, er habe Epstein frühzeitig aus seinem Umfeld verbannt. Clinton ließ erklären, seit über einem Jahrzehnt keinen Kontakt mehr zu Epstein gehabt und nichts von dessen Straftaten gewusst zu haben.
Rechtliche Folgen
Eine schwerwiegende Anschuldigung gegen Trump wurde 2016 zurückgezogen: Eine Klägerin hatte ihm vorgeworfen, sie 1994 als 13-Jährige in Epsteins New Yorker Anwesen vergewaltigt zu haben. Laut ihren Anwälten zog sie die Klage wegen massiver Einschüchterung zurück.
Epstein selbst konnte 2007 durch einen umstrittenen Deal mit der US-Regierung erreichen, dass seine mutmaßlichen Mitverschwörer strafrechtlich nicht verfolgt wurden. Dennoch wurden mehrere seiner engen Vertrauten später belangt. Seine langjährige Gefährtin Ghislaine Maxwell wurde 2022 zu 20 Jahren Haft verurteilt, weil sie minderjährige Mädchen für sexuelle Übergriffe rekrutiert hatte.
Prinz Andrew einigte sich 2022 außergerichtlich mit Virginia Giuffre, die ihm sexuellen Missbrauch vorgeworfen hatte. Die Zahlung soll etwa 12 Millionen Pfund betragen haben, angeblich mit finanzieller Unterstützung der verstorbenen Queen Elizabeth II.
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Auch Finanzinstitute wurden zur Verantwortung gezogen: Die Deutsche Bank zahlte 75 Millionen Dollar, JPMorgan Chase sogar 290 Millionen Dollar in Vergleichen mit Epstein-Opfern. Den Banken wurde vorgeworfen, Epsteins Missbrauchsnetzwerk durch jahrelange Geschäftsbeziehungen trotz deutlicher Warnsignale ermöglicht zu haben.
Leon Black, Gründer von Apollo Global Management (eine der weltweit größten Investmentgesellschaften), wird von mehreren Frauen beschuldigt, sie im Umfeld von Epstein vergewaltigt zu haben. Er bestreitet alle Vorwürfe, zahlte jedoch 62,5 Millionen Dollar an die US Virgin Islands zur Beilegung möglicher zivilrechtlicher Ansprüche.
Der Epstein-Komplex umfasst somit weit mehr als nur eine Person – es handelt sich um ein Netzwerk aus Geld, Macht und jahrelanger Mitwisserschaft. Viele Verfahren endeten mit Vergleichen, wodurch zahlreiche Details im Verborgenen blieben.
Mit Musks öffentlicher Anschuldigung gegen Trump sind die noch unveröffentlichten Teile der „Epstein Files“ nun zum Spielball im inneramerikanischen Machtgerangel geworden.
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Ob Trumps Name tatsächlich in kompromittierender Weise in den Akten auftaucht und ob eine vollständige Veröffentlichung erfolgen wird, bleibt derzeit offen.
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