In Afghanistan haben die Taliban kürzlich 28 aus Deutschland abgeschobene Kriminelle in dem berüchtigten Horror-Gefängnis in Kabul untergebracht. Diese Insassen befinden sich im Pul-e-Charkhi-Gefängnis bei Kabul, das aufgrund seiner harten Haftbedingungen und Menschenrechtsverletzungen international in der Kritik steht.

Erste Abschiebung seit Taliban-Machtübernahme
Dieser Abschiebeflug markierte den ersten seit der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan vor drei Jahren, KOSMO berichtete. Die Abgeschobenen wurden aus verschiedenen Teilen Deutschlands zusammengeführt und von Leipzig aus mit einer Boeing 787 nach Kabul gebracht. Unter ihnen befanden sich teils schwere Straftäter mit Vergehen wie Vergewaltigung, Körperverletzung und Kindesmissbrauch.
Hintergrund der Abschiebungen
Der tödliche Messerangriff eines Mannes aus Afghanistan in Mannheim im Mai dieses Jahres hatte die deutsche Bundesregierung veranlasst, Abschiebungen nach Afghanistan wieder in Betracht zu ziehen. Direkte Verhandlungen mit der Taliban-Regierung gab es jedoch nicht, wie Regierungssprecher Steffen Hebestreit betonte. Das Emirat Katar spielte bei der Organisation dieser Flüge eine zentrale Rolle, bestätigt Lamya Kaddor, Innenexpertin der Grünen.

Kritik von Menschenrechtsorganisationen
Amnesty International Deutschland hat scharf gegen den Abschiebeflug protestiert. Generalsekretärin Julia Duchrow erklärte, in Afghanistan sei niemand sicher und wies auf außergerichtliche Hinrichtungen, gewaltsames Verschwindenlassen und Folter hin. Trotz dieser Warnungen versichert die Bundesregierung, Sicherheitsvorkehrungen getroffen zu haben, ohne jedoch Details zu nennen.
Zustände im Pul-e-Charkhi-Gefängnis
Pul-e-Charkhi, ein Gefängniskomplex aus den 1970er Jahren, ist bekannt für seine unmenschlichen Bedingungen. Es war Schauplatz von Hinrichtungen und Folter während des sowjetisch-afghanischen Krieges. Im Jahr 2007 begann das US-Militär, eigene Häftlinge dorthin zu verlegen, parallel zu den Plänen, das Gefangenenlager Guantánamo Bay zu schließen. Zu diesem Zweck renovierten die USA das Gefängnis teilweise.
Bis zur Machtübernahme der Taliban im August 2021 waren dort hauptsächlich Taliban-Kämpfer inhaftiert. Nach der Übernahme wurden viele dieser Häftlinge befreit, einige von ihnen übernahmen anschließend die Aufsicht im Gefängnis.
Internationale Organisationen berichten von katastrophalen hygienischen Zuständen. Überfüllte Zellen, wenig Wasser und nur wenige Toiletten prägen den Alltag der Insassen. Im Winter 2022 sollen 120 Gefangene aufgrund der schlechten Bedingungen erfroren sein.
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