In Wiens Einkaufsstraßen stehen immer mehr Geschäfte leer, was die Herausforderungen im Gewerbeimmobilienmarkt sichtbar macht. Steigende Kreditausfälle im Bankensektor deuten darauf hin, dass die Branche mit einer unsicheren Zukunft konfrontiert ist.
Ein Spaziergang durch Wiens Einkaufsstraßen offenbart ein beunruhigendes Bild. Viele Geschäfte stehen leer, gekennzeichnet durch „Zu vermieten“-Schilder, die die Schaufenster säumen, schreibt Marina Delcheva im Profil. Und wer ab und zu auf der Mariahilfer Straße unterwegs ist, kann das nur bestätigen.
In Wien Meidling musste kürzlich ein beliebtes Kaffeehaus schließen, genauso ein Bekleidungsgeschäft auf der Mariahilfer Straße, das seine Fenster nun verhängt hat, während ein Nachmieter noch gesucht wird. Diese Leerstände sind symptomatisch für die derzeit schwierige Lage des Gewerbeimmobilienmarktes.
Immobiliensektor
Immobilien, einst als sicheres Investment, stehen jetzt oft leer. Der Vio Plaza in Meidling, nach 20 Jahren Bauzeit eröffnet, zeigt diese Herausforderungen deutlich. Während die Gewerbeflächen im Erdgeschoss fast vollständig belegt sind, bleibt ein Großteil der 22.000 Quadratmeter Bürofläche darüber unvermietet. Mietinteressenten werden vermehrt durch Schilder, Online-Anzeigen und Mundpropaganda gesucht.
Die Branche, die einst vor Erfolgen sprühte, sieht sich nun mit Problemen konfrontiert. Steigende Zinsen haben die Finanzierung von Immobilien verteuert, und der Verbrauch sowie die Nachfrage nach Büroflächen sinken, da die Arbeitswelt sich seit der Pandemie verändert hat.
Folgen für Banken
Die Situation bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die Bankenwelt. Die Ausfälle von Krediten im Bereich Gewerbeimmobilien haben sich laut der Österreichischen Nationalbank (OeNB) seit Anfang 2023 verdreifacht. Was die Non-Performing-Loan-Quote auf 4,8 Prozent ansteigen ließ. Das sind etwa 6,3 Milliarden Euro, die nicht zurückgezahlt wurden. Denn insgesamt sind von den 141 Milliarden Euro an Immobiliendarlehen etwa 120 Milliarden im Gewerbebereich investiert.
Das Finanzmarktstabilitätsgremium hat daher ein Risikopuffer von einem Prozent des Eigenkapitals für die Banken vorgeschrieben, um für weitere mögliche Ausfälle gewappnet zu sein. Eine vollständige Immobilienkrise ist es noch nicht, doch die Vorsicht ist geboten, falls sich die wirtschaftliche Lage nicht verbessert.
Lamarr Kaufhaus
Mitten in Wiens Mariahilfer Straße steht das unvollendete Gerüst eines Luxuskaufhauses, das die spektakuläre Insolvenz des Signa-Konzerns symbolisiert. Der Wiener Investor Georg Stumpf hat die Herausforderung übernommen, dieses Projekt zu vollenden. Mit rund zwei Milliarden Euro Schulden bei österreichischen Banken ist Signa eines der größten Beispiele der aktuellen Krise. Doch da die Kredite grundbücherlich gesichert sind, besteht die Hoffnung, dass durch die Verwertung der Immobilien die finanziellen Verpflichtungen dennoch erfüllt werden können.
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