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Machtdemonstration

Hinrichtungen im Gazastreifen: Hamas lässt Gegner vor jubelnder Menge erschießen

Dschihadist
Foto: iStock

Mit Kalaschnikows und vermummten Gesichtern demonstriert die Hamas ihre Macht im Gazastreifen. Ein verstörendes Video zeigt die Hinrichtung mehrerer Männer vor jubelnder Menge.

Im Gazastreifen demonstriert die Hamas mit brutaler Gewalt ihre Machtposition. Ein Video, das seit Montag in sozialen Netzwerken zirkuliert, zeigt eine erschütternde Szene: Mehrere Männer knien mit verbundenen Augen am Boden, umgeben von einer johlenden Menschenmenge. Vermummte Bewaffnete, teilweise mit Hamas-Erkennungszeichen, richten Kalaschnikows auf die Wehrlosen und erschießen sie nacheinander. Ein Hamas-Vertreter bestätigte gegenüber der „New York Times” die Authentizität der Aufnahmen und bezeichnete sie als Hinrichtung von Gegnern der Organisation.

Die Gewaltakte beschränken sich nicht auf diese dokumentierte Szene. Nach Reuters-Informationen tötete die Hamas allein zwischen Freitag und Montag mindestens 32 Mitglieder einer Gang in Gaza-Stadt. Die „New York Times” berichtet unter Berufung auf Augenzeugen von bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Hamas-Kämpfern und dem einflussreichen Doghmosh-Clan, bei denen es auf beiden Seiten Todesopfer gab. Die öffentlich Hingerichteten sollen ebenfalls dieser Familie angehört haben. Die Hamas verbreitet ihrerseits die Behauptung, es handle sich um Kollaborateure Israels – ein Vorwurf, der in den palästinensischen Gebieten häufig ohne jegliches rechtsstaatliches Verfahren mit dem Tod geahndet wird.

Diese Machtdemonstration der Hamas wirft düstere Schatten auf die fragile Waffenruhe. „Die Hamas sendet damit mehrere Botschaften”, erläutert der israelische Hamas-Experte Guy Aviad im Gespräch mit der „Presse”. „Damit signalisiert sie der eigenen Bevölkerung: Wir sind die Herrscher im Gazastreifen, wir haben den Krieg überlebt, und wir bleiben.” Die Botschaft nach außen lautet: Es gibt keinen Gazastreifen ohne die Hamas.” Während internationale Akteure noch über die künftige Verwaltung des Gazastreifens verhandeln, „schafft die Hamas vor Ort bereits Tatsachen”.

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Trumps Friedensplan

US-Präsident Donald Trump reagierte überraschend gelassen auf die Hinrichtungen. Die Hamas habe gegen „sehr, sehr schlimme Banden” vorgehen müssen, erklärte er. „Das hat mich nicht groß gestört, um ehrlich zu sein. Das ist okay.” Gleichzeitig sieht sein Friedensplan für den Gazastreifen eine technokratische Übergangsregierung vor – unter Beteiligung der Palästinensischen Autonomiebehörde, aber ohne die Hamas. Zudem fordert der Plan, unterstützt von Israel, die vollständige Entwaffnung der Organisation.

Experte Aviad hält diese Forderung jedoch für illusorisch: „Für die Hamas ist das eine rote Linie: Sie sieht sich als Widerstandsbewegung, die ihre Waffen zur Befreiung des Heimatlandes braucht.” Hinzu komme die reale Bedrohung durch interne Gegner: „Nicht wenige im Gazastreifen lehnen sie ab, wollen sich vielleicht sogar rächen, weil sie die Hamas verantwortlich machen für die Zerstörung, die der Krieg über den Gazastreifen gebracht hat.” Die Hamas weiß: Würde sie auf ihre Waffen verzichten, fielen ihre Mitglieder Lynchmorden zum Opfer.”

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Wacklige Waffenruhe

Eine Weigerung der Hamas, ihre Waffen niederzulegen, dürfte jedoch Israels Bereitschaft zum Truppenabzug erheblich mindern. Derzeit kontrolliert die israelische Armee etwa die Hälfte des Gazastreifens – eine breite Pufferzone entlang der israelischen Grenze. Die zweite Phase des Trump-Plans sieht vor, dass internationale Friedenstruppen die israelischen Streitkräfte ablösen. Allerdings bleibt unklar, welche Staaten bereit wären, Soldaten zu entsenden, besonders angesichts der Gefahr von Konfrontationen mit der Hamas. „Kein Land wird Soldaten schicken, damit sie im Gazastreifen sterben”, ist Aviad überzeugt. „Wir sind noch sehr weit von Phase zwei entfernt.”

Selbst die gegenwärtige Waffenruhe steht auf wackligen Füßen. Die israelische Regierung wirft der Hamas vor, gegen die Vereinbarungen zu verstoßen, da bisher nur ein Teil der insgesamt 28 Geiselleichen übergeben wurde. Die Hamas behauptet, die übrigen Leichen könnten nur mit erheblichem Aufwand und Spezialausrüstung geborgen werden – vermutlich, weil sie unter Trümmern begraben liegen. Hamas-Experte Aviad hält diese Erklärung angesichts der massiven Zerstörungen im Gazastreifen durchaus für plausibel.

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Andere, darunter israelische Regierungsvertreter, vermuten dahinter jedoch eine bewusste Verzögerungstaktik. Verteidigungsminister Israel Katz drohte am Mittwoch bereits mit einer Wiederaufnahme der Kampfhandlungen, sollte die Hamas ihren Verpflichtungen nicht nachkommen. Die Terrororganisation bekräftigte ihrerseits die Absicht, den Kampf gegen Israel fortzusetzen. Am Donnerstag jährte sich der Tod des früheren Hamas-Führers Yahya Sinwar zum ersten Mal. Er galt als Architekt der Massaker vom 7. Oktober 2023.

In einer Erklärung zu diesem Anlass schrieb die Hamas: „Das Blut der gefallenen Führer stärkt den Weg des Widerstands für kommende Generationen. Wir bekräftigen das Gelöbnis, ihrem Weg treu zu bleiben und ihre Opfer und ihren Einsatz zu ehren.”