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Blackout

Kollaps auf Iberischer Halbinsel: Nun 30.000 Polizisten mobilisiert

Stromleitungen vor lebhaftem Sonnenuntergangshimmel.
(Foto: Pexels)

Iberische Halbinsel im Dunkeln: Ein massiver Stromausfall legt Spanien und Portugal lahm. Die Regierung ruft den Notstand aus, während Techniker um die Wiederherstellung kämpfen.

Spanien rief am Montag den Notstand aus, nachdem ein massiver Stromausfall weite Teile der Iberischen Halbinsel lahmgelegt hatte. Das Innenministerium in Madrid erklärte, der Ausnahmezustand gelte für jene Regionen, die darum ersuchen – bislang haben Madrid, Andalusien und Extremadura die Zentralregierung um Übernahme der öffentlichen Ordnung gebeten.

Ministerpräsident Pedro Sanchez appellierte in einer Fernsehansprache an die Bevölkerung, Ruhe zu bewahren. „Wir stehen vor einigen kritischen Stunden, bis die Stromversorgung wieder vollständig hergestellt ist“, mahnte der Regierungschef in seiner Botschaft, die aufgrund der Stromprobleme nicht alle Bürger empfangen konnten. Sanchez bat die Bevölkerung, Telefonate auf das Nötigste zu beschränken und Notrufe nur in dringenden Fällen zu tätigen.

Erste Erfolge bei der Wiederherstellung der Stromversorgung zeichneten sich am Montagabend ab. Wie Reuters unter Berufung auf Augenzeugen berichtete, kehrte der Strom in Teilen des Madrider Zentrums zurück, nachdem der Blackout rund acht Stunden angedauert hatte. Das Innenministerium teilte mit, dass landesweit 30.000 Polizisten zur Aufrechterhaltung der Sicherheit im Einsatz seien.

In zahlreichen spanischen Regionen – darunter Katalonien, Aragonien, Baskenland, Galizien, Asturien, Navarra, Kastilien und León, Extremadura sowie Andalusien – normalisierte sich die Stromversorgung schrittweise. Der portugiesische Netzbetreiber REN dementierte Spekulationen über einen möglichen Cyberangriff als Ursache für den großflächigen Stromausfall.

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Bis zum frühen Abend konnte die Stromversorgung in mehreren Regionen im Norden, Süden und Westen der Iberischen Halbinsel erfolgreich wiederhergestellt werden.

Ursache des Blackouts

Vorstandsmitglied Joao Conceicao erklärte, vermutlich hätten „massive Spannungsschwankungen im spanischen Netz, die sich auf Portugal ausgeweitet haben“, den Kollaps ausgelöst. „Es könnte tausend verschiedene Gründe geben, für eine abschließende Bewertung ist es noch zu früh“, betonte Conceicao und verwies auf den kontinuierlichen Austausch mit den spanischen Kollegen.

Laut Sky News stehen die Techniker vor einer gewaltigen Herausforderung: Das Stromnetz muss schrittweise wiederaufgebaut werden, während gleichzeitig ein präzises Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage gewahrt werden muss. Ein zu schnelles Vorgehen könnte erneute Ausfälle verursachen, während Verzögerungen das Hochfahren von Kraftwerken und Umspannwerken erschweren könnten – besonders bei jenen, die auf Batteriereserven angewiesen sind.

Der aktuelle Energiekollaps dürfte den bisher größten europäischen Stromausfall übertreffen, bei dem 2003 rund 56 Millionen Menschen in Italien und der Schweiz bis zu zwölf Stunden ohne Elektrizität auskommen mussten. Der portugiesische Netzbetreiber REN führt die Ursache auf ein „seltenes atmosphärisches Phänomen“ zurück, das zunächst das spanische Netz beeinträchtigte.

Extreme Temperaturschwankungen hätten zu „anomalen Oszillationen“ in den Hochspannungsleitungen geführt – ein Phänomen, das als „induzierte atmosphärische Variation“ bekannt sei. Diese Schwingungen verursachten Synchronisationsfehler zwischen den Systemen und lösten eine Kettenreaktion im europäischen Verbundnetz aus.

Folgen und Reaktionen

Die Risiken atmosphärischer Temperaturschwankungen für Stromnetze sind in der Energiebranche bekannt, wenn auch selten in diesem Ausmaß, wie der Guardian berichtet. „Temperaturveränderungen bewirken geringfügige Änderungen in den Parametern der Leitungen“, erläutert Taco Engelaar, Geschäftsführer des Softwareunternehmens Neara, das Energieversorger beliefert.

Die spanische Zeitung El País berichtet, dass die Wiederherstellung bis zu zehn Stunden dauern könnte. Die Cybersicherheitsbehörde INCIBE untersuche den Vorfall und schließe einen Cyberangriff nicht kategorisch aus. Auch Juan Manuel Moreno, Präsident der andalusischen Regionalregierung, äußerte die Vermutung eines möglichen Cyberangriffs. Nach aktuellen Erkenntnissen haben jedoch weder die portugiesischen noch die spanischen Behörden bislang Hinweise auf einen Cyberangriff gefunden. Die INCIBE setzt ihre Untersuchungen zur genauen Ursache des Stromausfalls fort.

Wie APA-Reporter aus Madrid und Barcelona berichten, waren beide spanische Metropolen vom Stromausfall betroffen. Auch das Tennisturnier Madrid Open musste unterbrochen werden. Infrastruktur, Telekommunikation und Verkehr wurden beeinträchtigt – Ampeln fielen aus, Menschen steckten in Aufzügen fest.

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Das spanische Gesundheitsministerium teilte mit, dass Krankenhäuser dank Notstromaggregaten weitgehend funktionsfähig blieben.

Die Europäische Kommission steht nach eigenen Angaben in Kontakt mit den spanischen und portugiesischen Behörden, um die Ursache des Stromausfalls zu ermitteln.