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Vorurteile abbauen

Living Library: In dieser Bibliothek könnt ihr euch Menschen ausleihen

(FOTO: iStock/ monkeybusinessimages)

Viele Menschen bevorzugen es, Fragen wie „Warum lebt man polyamourös?“ oder „Warum flüchtet man aus Eritrea?“ selbstständig zu beantworten, anstatt mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, die in dieser Weise leben. Solche Verhaltensweisen begünstigen Klischees sowie Vorurteile. Die sogenannten Living Libraries arbeiten daran, dass solche Gedanken entkräftet werden.

In Österreich wird seit einigen Jahren die Initiative „Living Library“ organisiert, die ihren Sitz in Wien hat. Eine Veranstaltung der Dachorganisation IDEE Austria findet am 5. Mai 2023 von 13:00 bis 17:00 Uhr im Billrothhaus in Wien statt. Es sind öffentliche Veranstaltungen und keine festen Orte. Einzigartig ist, dass man sich anstatt von Büchern, Menschen ausleiht. Anstatt also in fiktive Geschichten einzutauchen oder über andere zu lesen, lernt man durch diese Veranstaltungen echte Lebensgeschichten von Menschen aus erster Hand kennen.

Ziel der Living Libraries ist es, Vorurteile abzubauen. Die ausleihende Person bekommt Informationen direkt von den „Büchern“. Man kann genau die Fragen stellen, die ihn interessieren. Dabei sind persönliche und kritische Fragen erlaubt, wenn das Thema des „Buches“ im Fokus steht. Auch Fragen wie „Warum trägt eine Frau Kopftuch?“ sind erwünscht. Die „Bücher“ müssen jedoch nicht jede Frage beantworten, wenn sie sich dabei zum Beispiel unwohl fühlen oder es zu persönlich wird.

Das Angebot variiert von Event zu Event. In der Regel handelt es sich bei den „Büchern“ um Menschen, denen gegenüber Vorurteile bestehen. Es ist eine Gelegenheit, Personen kennenzulernen, die im Alltag mit Ablehnung, unterschwelliger Benachteiligung oder offener Diskriminierung konfrontiert werden und stereotyp wahrgenommen werden.

Die Ausleihe in einer klassischen Bibliothek ähnelt dem Prozess in Living Libraries. In der Regel stehen Kurzbiografien zu den „Büchern“ zur Verfügung. Das „Buch“ wird während der Veranstaltung nicht mitgenommen, sondern man setzt sich gemeinsam mit ihm an einem Tisch. Danach wird das „Buch“ zurückgegeben und bei Interesse ein anderes „Buch“ ausgeliehen.