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Beinahekatastrophe

Mega-Eruption & Sonnensturm: Welt am Rande eines Atomkriegs

Sonnensturm
FOTO: iStock

Als die Radarschirme plötzlich ausfielen, standen amerikanische Atombomber bereit zum Angriff. Was niemand ahnte: Nicht die Sowjets, sondern die Sonne war der Auslöser.

Ein Sonnensturm bringt nicht nur faszinierende Polarlichter hervor, sondern kann auch gravierende Gefahren mit sich bringen. Bei diesem Naturphänomen werden elektrisch geladene Teilchen von der Sonne ausgestoßen – typischerweise durch eine Sonneneruption oder einen koronalen Massenauswurf. Erreicht dieser Teilchenstrom unseren Planeten, entstehen nicht nur die bekannten Lichtspiele am Himmel, sondern es können auch erhebliche Störungen bei Satelliten, Stromnetzen und Funksystemen auftreten.

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Militärische Fehlinterpretation

Ein besonders kritisches Szenario entwickelt sich, wenn technische Ausfälle zu militärischen Fehlinterpretationen führen. Ein solcher Vorfall ereignete sich während eines intensiven Sonnensturms am 23. Mai 1967. Das amerikanische Frühwarnsystem BMEWS (Ballistic Missile Early Warning System), das vor sowjetischen Nuklearangriffen schützen sollte, fiel plötzlich an mehreren Standorten aus. In der angespannten Atmosphäre des Kalten Krieges deuteten die Verantwortlichen diesen Systemausfall sofort als möglichen feindlichen Akt. Als Reaktion wurden die mit Atomwaffen bestückten Bomber der US-Luftwaffe in höchste Alarmbereitschaft versetzt.

„Das war eine ernste Situation”, erklärte die Weltraumphysikerin Delores Knipp Jahre später. Sie war Teil jenes Forschungsteams, das den fast vergessenen Vorfall später analysierte. Die USA standen laut ihrer Studie tatsächlich kurz davor, auf den Radarausfall mit einem Gegenschlag zu reagieren – inklusive Atomwaffen.

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Verhinderte Katastrophe

Die entscheidende Wendung kam durch Spezialisten für Weltraumwetter, die den Zusammenhang zwischen dem massiven Sonnensturm und den gestörten Radaranlagen rechtzeitig erkannten. Es handelte sich nicht um einen Angriff, sondern um ein natürliches Phänomen. Diese Erkenntnis verhinderte möglicherweise eine Katastrophe mit Millionen Todesopfern.

Statt eines nuklearen Gegenschlags folgte die Entwarnung – und ein eindringliches Beispiel für die Bedeutung vorausschauender Planung.