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Gefangenschaft

Nachbarn hörten Schreie – Polin nach Jahrzehnten aus Gefangenschaft befreit

Gefängnis Zelle
Foto: iStock

Fast drei Jahrzehnte lang lebte Mirella in einem Albtraum – eingesperrt im Kinderzimmer ihrer eigenen Eltern, ohne Außenkontakt und medizinische Versorgung.

Eine 42-jährige Polin musste fast drei Jahrzehnte lang unvorstellbare Qualen erleiden. Die Frau wurde von ihren eigenen Eltern im Kinderzimmer gefangen gehalten. Als Rettungskräfte sie befreiten, wies Mirella so schwere Beinverletzungen und Entzündungen auf, dass sie ohne Hilfe vermutlich nur noch wenige Tage überlebt hätte.

Die Befreiung der 42-Jährigen erfolgte bereits Ende Juli, doch erst jetzt wurde der schockierende Fall publik. Die Geschehnisse in Swietochlowice erinnern auf erschreckende Weise an die Entführungsfälle Kampusch und Fritzl, die international für Erschütterung sorgten.

Mit 15 Jahren durfte Mirella zum letzten Mal die Wohnung verlassen, bevor ihre Eltern sie im Kinderzimmer einsperrten. Dort verbrachte sie die nächsten 27 Jahre völlig isoliert – ohne jeglichen Außenkontakt, ohne ärztliche Versorgung und ohne grundlegende Hygieneartikel wie Unterwäsche oder Monatshygiene. Bei ihrer Rettung war die Frau abgemagert, in Panik und hatte so tiefe Entzündungen an den Beinen, dass teilweise der Knochen sichtbar war.

Grausame Gefangenschaft

Auf der Spendenplattform pomagam.pl schildern Helfer die grausamen Details ihrer Gefangenschaft. Während der 27 Jahre durfte Mirella niemals die Wohnung verlassen – selbst der Balkon blieb ihr verwehrt. In ihrem Zimmer waren die Fenster meist verschlossen, und sogar die Toilettenbenutzung wurde ihr untersagt.

Gegenüber den Nachbarn behaupteten die Eltern anfangs, ihre Tochter sei verschwunden. Niemand hinterfragte diese Geschichte oder suchte nach dem Mädchen. Später änderten sie ihre Darstellung und erklärten, Mirella sei zu ihren biologischen Eltern zurückgekehrt. Erst als Nachbarn Ende Juli einen heftigen Streit und mehrere Stimmen aus der Wohnung hörten, alarmierten sie die Polizei, wie die polnische Zeitung „Fakt” berichtete.

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Mirellas Rettung

Aufgrund ihrer massiven Verletzungen musste die 42-Jährige zwei Monate im Krankenhaus behandelt werden. Nach ihrer Befreiung konnte sie kaum gehen. „Es ist unfassbar”, erklärt Aleksandra Salbert, die mit Freunden Spenden für die Frau sammelt, gegenüber „Fakt”. „Wir müssen ihr helfen, wieder in die Normalität zu finden und das Leben zurückzugewinnen, das sie verloren hat.” Der Spendenaufruf betont, dass die Frau ohne medizinische Hilfe vermutlich nur noch wenige Tage überlebt hätte.

Ob die Eltern strafrechtlich belangt werden, ist derzeit noch unklar. Laut Auskunft der Behörden an polnische Medien wurde bislang keine Anklage erhoben.

Die zuständige Staatsanwältin Agnieszka Kwatera erklärte, die Polizei ermittle wegen möglichen Missbrauchs.