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EINSPARUNGEN

Österreichisches Gas-Embargo: Folgen für die Bevölkerung

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(FOTO: iStock/Bet_Noire)

Russland deckt 80 Prozent des österreichischen Gasverbrauches ab. Was passiert, wenn kein Gas mehr geliefert wird?

Der österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer betonte letzte Woche in einer Rede, dass ein Gasembargo auch bei dem nächsten Sanktionspaket kein Thema sein wird. Zudem ist er sich sicher, dass sich Gas und Öl komplett verschieden in der Frage der Versorgungssicherheit verhalte. Doch was, wenn es – gegen aller politischen Vorstellungen – doch zu einem Gas-Embargo kommt? KOSMO möchte die Folgen für einzelne Haushalte aufzeigen.

Österreich ohne russisches Gas?

Laut Nehammer könne man fehlendes russisches Öl leichter kompensieren als Gas. Da stellt sich nun die Frage: was passiert, wenn Russland kein Gas mehr liefert? Die Niederlande hat es schon erwischt. Russland stoppte Ende Mai die Gaslieferungen an das Land. Spürbare Folgen für die Bevölkerung blieben aber überschaubar. Denn die zuständige Firma GasTerra, teilweise in staatlichem Besitz, hätte schon vor dem Bruch mit Russland die Gasreserven aufgestockt. Somit konnten Ausfälle und Engpässe weitgehend vermieden werden. Dabei sei allerdings auch erwähnt, dass die Niederlande nur etwa 15 Prozent ihres Gasbedarfes aus Russland beziehen.

Laut Wolfgang Urbantschitsch, Leiter der Rechtsabteilung bei E-Control, würde Österreich rund 80 Prozent seines Gasvorkommens aus Russland beziehen. Dabei sind vor allem Industrie und Kraftwerke gemeint, die rund 25 Prozent des österreichischen Gasverbrauches ausmacht. 52 Prozent sind auf Haushalte und Kleinverbraucher auszulegen. Im Winter erhöht sich der Verbrauch entsprechend.

Wem wird zuerst das Gas abgedreht?

Gut gefüllte Gasspeichert halten Österreich noch eine Weile über Wasser. Die ersten Einsparungen, die gemacht werden müssten, würden wohl die Industrie treffen. Walter Boltz, ehemaliger Chef der E-Control und ausgewiesener Energieexperte, versichert in einem Podcast des ehemaligen Wirtschaftsjournalisten Franz Schellhorn, dass private Haushalte bis zum Ende der Heizsaison versorgt würden. Doch auch in diesem Szenario müssten spätestens zwei Wochen nach einem Gas-Lieferstopp weitere Einschränkungen für Industrie und Bevölkerung folgen.

Russland würde mehr leiden als Österreich

Boltz ist sich sicher: „Zweifellos würde eine Unterbrechung der Gaslieferungen maximalen Schaden für Russland verursachen. Für Europa wäre es zwar eine unangenehme, das Wirtschaftswachstum bremsende, aber nicht unbewältigbare Problematik.“

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Sandra Plesser
Als zweites Kind jugoslawischer Gastarbeiter wurde Sandra in Wien geboren und studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Während ihrer Tätigkeit als Redakteurin bei Advanced Photoshop, mokant und Der Standard baute sie mittels Weiterbildungen ihr Wissen im Bereich Social Media-, Content- und Veranstaltungsmanagement aus. Nach drei Jahren in der Eventorganisation widmet sie sich bei KOSMO wieder ihrer Passion: dem Journalismus.