Ein internationaler Polizeieinsatz hat ein weitverzweigtes Netzwerk von Cyberkriminellen zerschlagen. Das Bundeskriminalamt konnte gemeinsam mit dem Landeskriminalamt Salzburg, der Staatsanwaltschaft Wien und internationalen Partnerbehörden eine Organisation ausfindig machen, die von Lettland aus ein umfangreiches System mit SIM-Karten für betrügerische Aktivitäten und Kinderpornografie betrieb. Der Erfolg fällt zeitlich mit der aktuellen Initiative „10 Tage gegen Phishing“ zusammen, die über gängige Betrugsmaschen per Telefon und Nachricht aufklärt.
Am Freitag gab das Bundeskriminalamt bekannt, dass es sich laut dessen Direktor Andreas Holzer um den bislang umfangreichsten Schlag gegen Phishing-Betrüger in Österreich handelt. In der vergangenen Woche wurde ein kriminelles Netzwerk entdeckt, das massenhaft mit SIM-Karten handelte.
Internationale Ermittlungen
Ermittler des Bundeskriminalamts und der Staatsanwaltschaft stellten bei Untersuchungen fest, dass zahlreiche Telefonnummern, die mit Phishing-Betrug auf Verkaufsplattformen in Verbindung standen, nach Lettland zurückverfolgt werden konnten. Daraufhin koordinierten sich die beteiligten Polizeibehörden mit Unterstützung von Europol. Den mehr als 80 Ermittlern wurde schnell klar, dass sie auf ein großes kriminelles Netzwerk gestoßen waren.
Der entscheidende Zugriff erfolgte am 10. Oktober während eines gemeinsamen Aktionstages. Bei Durchsuchungen in Unternehmen in Riga beschlagnahmten die Behörden über 1.200 SIM-Boxen mit mehr als 40.000 SIM-Karten sowie fünf Server mit Daten aus den vergangenen drei Jahren. Zudem wurden über 50 Millionen genutzte Accounts stillgelegt.
Die Ermittler stellten Kryptowährungen im Wert von 330.000 US-Dollar, Bargeld in Höhe von 441.000 Euro sowie Luxusfahrzeuge sicher – darunter ein Porsche Macan, zwei Tesla und ein Ducati-Motorrad. Auch Schreckschussrevolver wurden konfisziert.
Kriminelles Netzwerk
Die kriminelle Organisation, gegen die sieben Festnahmen und 26 Hausdurchsuchungen in Riga und Estland durchgeführt wurden, ist auch für einen versuchten Mord durch Brandstiftung, Erpressung und weitere Straftaten bekannt. Den lettischen Verdächtigen werden 40.000 Betrugsfälle zur Last gelegt, die vermutlich in mehr als 80 Ländern verübt wurden.
Der bisher dokumentierte Schaden aus 3.200 Betrugsfällen – davon 1.700 in Österreich – beläuft sich auf 4,2 Millionen Euro und wird voraussichtlich noch erheblich ansteigen. Die Täter gingen methodisch vor: Mitglieder des Netzwerks reisten durch Europa und erwarben sogenannte SIM-Boxen, die zahlreiche SIM-Karten enthalten.
Diese vertrieben sie über eine inzwischen von den Behörden geschlossene Webseite an Kriminelle weltweit. Die Abnehmer nutzten die Telefonnummern der SIM-Karten für ihre Straftaten, hauptsächlich für gängige Betrugsmaschen wie falsche Polizisten, den Tochter-Sohn-Trick oder gefälschte Online-Shops.
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Der Hauptverdächtige aus Lettland befand sich zum Zeitpunkt der Aktion bereits wegen versuchten Mordes und Erpressung in Haft. Die Ermittlungen gegen weitere Komplizen des Netzwerks dauern an, wobei die Ermittler davon ausgehen, dass sowohl die Schadenssumme als auch die Anzahl der Betrugsfälle noch deutlich steigen werden.
Der Salzburger Landespolizeidirektor Bernhard Rausch zeigte sich erfreut darüber, dass weitere potenzielle Opfer vor Schäden bewahrt werden konnten.
Die Wiener Staatsanwältin Nina Bussek hob die effektive Arbeit der auf Cyberkriminalität spezialisierten Staatsanwälte hervor, während Andreas Holzer die erfolgreiche internationale Zusammenarbeit würdigte.
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