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Torrekord

Tränen und Triumph: Arnautovic jagt nach Rekord DIESEN Traum

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FOTO: EPA/GINTARE KARPAVICIUTE

Mit vier Treffern gegen San Marino krönt sich Marko Arnautovic zum alleinigen ÖFB-Rekordtorschützen. Nach dem emotionalen Meilenstein blickt er bereits weiter.

Marko Arnautovic konnte seine Gefühle kaum im Zaum halten. „Das ist für mich ein sehr, sehr schöner, ein großer Moment“, erklärte der sichtlich bewegte Stürmer, nachdem er beim 10:0-Kantersieg gegen San Marino zum alleinigen ÖFB-Rekordtorschützen avanciert war. Nach seinem historischen Treffer eilte der 36-Jährige zur Tribüne, um seinen Vater zu umarmen – die jahrelange Jagd nach Toni Polsters Bestmarke hatte endlich ein Ende gefunden.

Doch der Wiener hat noch einen größeren Traum: Die WM-Teilnahme 2026. „Ich will einfach nur zur WM, die WM spielen, euch allen die Hand geben und das war’s“, verriet Arnautovic den anwesenden Journalisten nach seinem Viererpack. Seit September 2022 ist er bereits Österreichs Rekordspieler, nun hat er in 128 Länderspieleinsätzen 45 Tore erzielt – eines mehr als Polster.

Der Respekt vor seinem Vorgänger ist groß: „Es war eine Ehre, mit ihm da oben um den Rekord zu kämpfen“, betonte Arnautovic. „Ich weiß, dass Toni Polster eine sehr, sehr große Legende hier ist im österreichischen Fußball. Riesengroßes Kompliment und Lob an ihn, dass er so lange da oben war – alleine.“ Viele Angreifer hätten versucht, Polsters Marke zu knacken, die dieser in 95 Partien zwischen 1982 und 2000 aufgestellt hatte. „Von Marc Janko hätte ich gedacht, dass er es schafft“, gestand Arnautovic. „Jetzt habe eben ich das gemacht.“

⇢ „Keine Luft gekriegt“: Tor-Gala katapultiert Arnautovic in Legenden-Status

Emotionaler Moment

Der Torjäger wirkte sichtlich erleichtert. Seine Teamkollegen hatten ihn in den vergangenen Wochen immer wieder mit dem Rekord aufgezogen, auch medial war das Thema omnipräsent. „Jetzt reden wir nicht mehr über den Rekord“, atmete der neue Rekordhalter auf. Als er nach Zuspiel von Nikolaus Wurmbrand die historische Marke übertraf, war er überwältigt: „Es war ein bisschen zu viel, muss ich ehrlich sagen, ich habe keine Luft gekriegt. Ich war emotional.“

Die gesamte Ersatzbank stürmte zu ihm – für Arnautovic ein Beweis des besonderen Teamgeists. „Wenn wir keine Familie wären, dann wäre es nicht so passiert.“ Kurios: David Alaba kassierte für seinen Jubellauf sogar eine Gelbe Karte. Michael Gregoritsc, der als Erster losgerannt war, zeigte sich „sehr, sehr erleichtert“, dass nicht er verwarnt wurde – sonst hätte er im wichtigen WM-Qualifikationsspiel am Sonntag in Rumänien gefehlt. „Das hätte ich mir nicht verziehen.“

Der historische Treffer hielt auch der VAR-Überprüfung (Videoschiedsrichter) stand. Arnautovic schrieb sich damit in die Geschichtsbücher ein als erst vierter Österreicher seit 1945, dem mehr als drei Tore in einem Länderspiel gelangen. Vor ihm hatten das nur Hans Krankl (6 Tore gegen Malta 1977), Erich Probst (5 gegen Portugal 1953) und Erich Hof (5 gegen Zypern 1968) geschafft.

Historische Bedeutung

„Ich habe keine Ahnung, was hier passiert ist. Alles war perfekt“, rang der Stürmer nach dem Gala-Abend in Wien um Worte. „Wir haben zweistellig gewonnen, ich habe den Torrekord gebrochen.“ Als Sahnehäubchen hatte WM-Konkurrent Bosnien-Herzegowina auf Zypern nur 2:2 gespielt. Einziger Wermutstropfen: Das Trikot, das er San Marinos Keeper Edoardo Colombo zur Halbzeit versprochen hatte, musste er nach seinem Rekordspiel behalten. „Es kommt in meine Kollektion, es hat eine sehr große Bedeutung für mich.“

Dabei hatte Arnautovic dem Rekord zuvor kaum Bedeutung beigemessen. „Mein einziges Ziel war, zur Weltmeisterschaft zu kommen.“ Um das Torverhältnis auf dem Weg dorthin aufzupolieren, hatte sich das Team vorgenommen, gegen San Marino zweistellig zu gewinnen – was mit dem höchsten Länderspielsieg der ÖFB-Geschichte auch gelang.

In der österreichischen Fußballhistorie nimmt Arnautovic längst einen Sonderplatz ein. „Marko ist ein außergewöhnlicher Spieler in der österreichischen Geschichte“, würdigte ihn Sturmkollege Gregoritsc. Eine Rangliste wollte er jedoch nicht aufstellen: „Ich glaube, das wäre unfair.“ Die Ära von Herbert Prohaska oder Krankl habe er nicht miterlebt, bei Polster und Andreas Herzog sei er zu jung gewesen.

„Jetzt gibt es Alaba, Arnautovic und die Generation, die jetzt einen sehr schönen Moment miterlebt hat. Für unsere Generation ist er jetzt einmal sehr, sehr weit vorne.“