Während über Teheran und Isfahan Explosionen den Nachthimmel erhellen, heulen in Israel die Sirenen. Der Konflikt zwischen den verfeindeten Staaten eskaliert dramatisch.
Israel hat am Freitagmorgen eine militärische Großoperation gegen den Iran eingeleitet. Rund 200 Kampfflugzeuge attackierten dabei Ziele in Teheran sowie die Atomanlage Natans und mehrere militärische Einrichtungen. Iranische Medien berichteten mehrere Stunden nach Beginn des Angriffs von einer gewaltigen Explosion in Isfahan im Zentrum des Landes, wo sich ein Nuklearzentrum befindet. Der israelische Armeesprecher Effie Defrin bestätigte den Treffer auf die Atomanlage in Isfahan und erklärte, dass die Operation fortgesetzt werde. Nach Angaben der israelischen Streitkräfte wurden bei dem Angriff eine Anlage zur Herstellung von metallischem Uran, Infrastruktur zur Umwandlung angereicherten Urans sowie Labore und weitere Einrichtungen zerstört.
In Isfahan, Standort einer bedeutenden Nuklearanlage, war laut der iranischen Nachrichtenagentur Mehr am Freitagabend eine heftige Detonation zu vernehmen. Über der Hauptstadt Teheran wurden mehrere kleinere Explosionen am Himmel beobachtet, wie Videoaufnahmen der Nachrichtenagentur Tasnim dokumentierten. Die iranischen Streitkräfte verkündeten, zwei israelische Kampfjets abgeschossen zu haben. Zudem seien Drohnen abgefangen worden. Der genaue Absturzort der Jets wurde nicht präzisiert. Eine Bestätigung aus Israel lag zunächst nicht vor.
Iranische Gegenangriffe
Die israelische Armee meldete ihrerseits den Start iranischer Raketen in Richtung Israel. In mehreren Landesteilen heulten die Sirenen, die Bevölkerung wurde angewiesen, Schutzräume aufzusuchen. Iranische Staatsmedien berichteten von drei Angriffswellen mit Hunderten Raketen. Den Revolutionsgarden zufolge wurden Dutzende militärische Ziele und Luftwaffenstützpunkte ins Visier genommen. In Tel Aviv waren laut Augenzeugenberichten der Agentur Reuters Explosionen zu hören. Der Einschlag einer Rakete in ein Hochhaus wurde auf Video festgehalten.
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In Tel Aviv waren Menschen in einem brennenden Gebäude eingeschlossen. Israelische Rettungskräfte meldeten 15 Verletzte, während Nachrichtenportale von mindestens 35 Verwundeten berichteten. Das iranische Staatsoberhaupt Ayatollah Khamenei zeigte sich empört: „Die Streitkräfte werden mit Entschlossenheit handeln und das niederträchtige zionistische Regime zugrunde richten.“ Der 86-jährige Religionsführer hatte Israel nach den Angriffen auf zahlreiche Ziele im Iran bereits mit „einer harten Bestrafung“ gedroht. Khamenei versicherte der iranischen Bevölkerung, dass nach dem Großangriff keine Nachlässigkeit eintreten werde.
Angesichts der gegenseitigen Angriffe zwischen Israel und dem Iran appellierte Außenministerin Beate Meinl-Reisinger an beide Seiten, Zurückhaltung zu üben und zu deeskalieren. „Wir müssen alles daran setzen, dass jetzt wieder der Diplomatie der Weg geebnet und zum Verhandlungstisch zurückgekehrt wird“, forderte die Politikerin am Freitagabend in einer Sonder-ZiB des ORF-Fernsehens. Auch für das iranische Atomprogramm sei eine „diplomatische Lösung“ erforderlich. Die Außenministerin verwies auf Erkenntnisse der IAEA, wonach das Nuklearprogramm im Iran einen Anreicherungsgrad erreicht habe, „der nicht mehr mit reinen zivilen Zwecken“ zu rechtfertigen sei.
Internationale Reaktionen
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu wandte sich am Freitagabend in einer Videobotschaft direkt an das „stolze iranische Volk“ und rief zum Aufstand gegen die Führung in Teheran auf. Die israelische Operation ziele nicht nur darauf ab, die nukleare und ballistische Bedrohung durch das „islamische Regime“ für Israel zu beseitigen, sondern solle „zugleich den Weg für euch ebnen, eure Freiheit zu erlangen“. Die Führung in Teheran sei „niemals schwächer als jetzt“ gewesen. „Dies ist eure Gelegenheit, aufzustehen und eure Stimmen zu erheben“, erklärte Netanyahu.
Die Universitätsstadt Isfahan gilt als Zentrum der iranischen Kernforschung. Dort befindet sich unter anderem eine Anlage zur Produktion von Brennstäben. Auch Gaszentrifugen, die zur Anreicherung von waffenfähigem Uran benötigt werden, sollen in Isfahan stationiert sein. In sozialen Netzwerken kursierende Videoaufnahmen sollen die Drohnenangriffe in Isfahan und Teheran dokumentieren.
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Die „New York Times“ berichtet unterdessen, dass das US-Militär Kriegsschiffe in die Region verlegt. Der Zerstörer „USS Thomas Hudner“ sei bereits ins östliche Mittelmeer beordert worden, ein zweites Schiff könnte bald folgen. Zudem plane die Luftwaffe, zusätzliche Kampfjets in die Region zu verlegen, zitierte die Zeitung einen nicht namentlich genannten Beamten.
Die Ukraine äußert angesichts der israelischen Luftangriffe auf den Iran Besorgnis und warnt vor einer weiteren Destabilisierung der internationalen Sicherheitslage. Das ukrainische Außenministerium in Kiew erinnerte daran, dass der Iran Russland Waffen für dessen Angriffskrieg gegen die Ukraine liefere. „Der Iran ist die Quelle zahlreicher Probleme im Nahen Osten und darüber hinaus“, hieß es in einer Mitteilung. Sicherheit für die Region und für Europa werde es nur geben, wenn die internationale Gemeinschaft koordiniert aggressive Staaten wie Russland, den Iran und Nordkorea eindämme.
Das Außenministerium in Wien hat die höchste Sicherheitsstufe, eine „Reisewarnung“ für Israel und die palästinensischen Gebiete, ausgesprochen.
Alle Österreicher, die sich in der Region aufhalten, sind aufgerufen, den lokalen Sicherheitsanweisungen zu folgen, die Reise- und Sicherheitshinweise zu beachten und sich zu registrieren.
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