In den Volksschulen der österreichischen Hauptstadt herrscht ein Gedränge, das in anderen Bundesländern kaum vorstellbar ist. Eine aktuelle Analyse von Statistik Austria zeigt: Mit durchschnittlich 21,6 Kindern pro Klasse liegen Wiens öffentliche Schulen weit über dem nationalen Durchschnitt von 18,7 Schülern. Noch drastischer wird der Unterschied beim Blick auf das Burgenland, wo sich im Schnitt lediglich 16,9 Kinder eine Klasse teilen.
Doch nicht nur der Vergleich mit anderen Bundesländern lässt die Wiener Klassengrößen in einem besorgniserregenden Licht erscheinen. Betrachtet man die Verteilung innerhalb der Stadt, wird das Ausmaß der Disparität noch deutlicher: Etwa die Hälfte aller österreichischen Klassen mit 24 bis 26 Schülern befinden sich in Wien. Und selbst private Schulen, die für manche wohlhabende Eltern eine attraktive Alternative darstellen könnten, sind mit durchschnittlich 22,1 Kindern pro Klasse sogar noch stärker belegt.
Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig: Neben der allgemeinen Bevölkerungszunahme in der Hauptstadt spielten insbesondere die Migrationsbewegungen ab 2015 und die jüngste Flüchtlingswelle aus der Ukraine eine entscheidende Rolle. Aktuell sind rund 36.500 Volksschulkinder in Österreich – jedes zehnte Kind – als außerordentliche Schüler eingestuft, weil sie noch nicht über ausreichende Kenntnisse der Unterrichtssprache verfügen. Ein Großteil dieser Kinder lebt in Wien.
Höhere Anzahl von Schulklassen
Trotz dieser Herausforderungen zeigt die Stadt Wien Anstrengungen, mit dem wachsenden Bedarf Schritt zu halten. So ist die Anzahl der Volksschulklassen in der Hauptstadt im vergangenen Schuljahr um 83 auf insgesamt 3.135 gestiegen. Allerdings bleibt abzuwarten, ob dieser Ausbau ausreichend ist, um den prognostizierten Zustrom von monatlich 330 neuen Schülern zu bewältigen.
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt jedoch, dass die aktuelle Situation kein Novum ist: Schon 1980 war das Verhältnis von Schülern zu Klassen in Wien angespannt, damals kamen auf etwa 690 Wiener eine Volksschulklasse. Heute sind es immerhin nur noch 550.
PISA-Studie: Geld und Herkunft bestimmen Schulerfolg in Österreich
Die aktuellen Zahlen von Statistik Austria werfen ein Schlaglicht auf die Herausforderungen, denen sich das Wiener Schulsystem gegenübersieht. Sie unterstreichen die Notwendigkeit, Bildungspolitik und Stadtplanung eng miteinander zu verzahnen, um die Qualität der schulischen Bildung in der Hauptstadt auch in Zukunft zu gewährleisten.
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