Der ständige Druck in der Gastronomiebranche, gekennzeichnet durch überlange Arbeitszeiten, Dienste am Abend und am Wochenende sowie ständige Überstunden, führt immer wieder zu Kritik. Eine aktuelle Studie der Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt (FORBA) legt jetzt offen: Ein Drittel der Beschäftigten im Gastgewerbe ist permanentem Arbeitsdruck ausgesetzt.
Diese alarmierenden Zahlen wurden von der Arbeiterkammer Wien (AK) und der Gewerkschaft vida präsentiert und durch den Arbeitsklima Index der AK OÖ bestätigt. „Da überrascht es nicht, dass viele ihren Job in der Gastronomie aufgeben und sich beruflich verändern wollen“, erklärt AK-OÖ-Präsident Andreas Stangl. „Es brauche dringend bessere Arbeitsbedingungen und bessere Entlohnung“, fügt er hinzu.
Laut Studie kann sich mehr als die Hälfte der Beschäftigten im Gastgewerbe nicht vorstellen, bis zur Pension in diesem Bereich zu arbeiten. Im Vergleich dazu trifft dies auf 37 Prozent der Beschäftigten in anderen Branchen zu. „Das sind Alarmsignale, die man ernst nehmen muss. Da darf es einen nicht wundern, wenn viele nicht mehr in der Gastronomie arbeiten wollen“, so Stangl.
Unzufriedenheit im Vergleich zu anderen Branchen doppelt so hoch
Die Unzufriedenheit der Mitarbeiter erstreckt sich auch auf Weiterbildung und Entwicklungsmöglichkeiten. Hier liegt die Unzufriedenheit bei 13 bzw. 14 Prozent, etwa doppelt so hoch wie in anderen Branchen. „Wenn man motivierte Beschäftigte im Betrieb will, muss man ihnen auch etwas bieten“, betont der AK-Präsident.
Thomas Mayr-Stockinger, der oberösterreichische Wirtesprecher, sieht die Ergebnisse der Studie kritisch: „Ich verstehe die Kammer nicht, für mich ist es das übliche AK-Bashing“, sagt er. Er stellt klar, dass in den letzten zwei Jahren die Lehrlingszahlen in Oberösterreich gestiegen sind und fügt hinzu: „Oft reden hier Menschen mit, die noch nie in ihrem Leben in der Gastro gearbeitet haben.“
Trinkgeld motiviert
Mayr-Stockinger betont, dass derzeit rund 2.500 Mitarbeiter in der oberösterreichischen Gastronomie fehlen und unterstreicht eine positive Entwicklung: „Wir haben jedoch in OÖ 300 Beschäftigte mehr als vor der Pandemie.“ Er betont, dass es genügend Beispiele von Mitarbeitern gibt, die wieder in die Gastronomie zurückgekehrt sind, oft motiviert durch das Trinkgeld.
Der Wirtesprecher räumt ein: „Arbeitszeiten am Abend und am Wochenende können wir nicht wegdiskutieren“, aber er betont, dass jeder Interessierte einen Betrieb auswählen kann, dessen Schichten zum eigenen Lebensstil passen. In Bezug auf eine bessere Bezahlung der Mitarbeiter ist er klar: „Wenn die Mitarbeiter mehr verdienen sollen, geht das Eins zu Eins in die Speisekarte bzw. in die Getränke.“
Dringender Handlungsbedarf
Die AK fordert bessere, gesunde und faire Arbeitsbedingungen und Chancen zur Entfaltung für die Mitarbeiter. Zudem soll das AMS Menschen nicht mehr in Betriebe mit systematischen Arbeitsrechtsverletzungen oder Anzeigen beim Arbeitsinspektorat vermitteln.
Die Debatte zeigt: Es besteht Handlungsbedarf, um die Attraktivität der Gastronomiebranche zu steigern und den Arbeitsdruck zu reduzieren.
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