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Jugoslawien-Doku: Balkandörfer, die ihre Bewohner tauschten (VIDEO)

BIRN Doku Your House Was My Home
(FOTOS: Screenshots/Vimeo/BIRN)

Um dem Krieg zu entfliehen tauschten die Bewohner ganzer Dörfer in Kroatien und Serbien die Häuser. Dieser gezwungener Umzug wurde als „humanen Umsiedlung“ bezeichnet.

„Dein Haus war mein Zuhause“ (org.: Your House was my home) – so lautet der Titel eines neuen Dokumentarfilms des Balkan Investigative Reporting Networks (BIRN).

Der Film handelt von Menschen, die während des Jugoslawienkrieges dazu gezwungen waren, ihre Häuser zu verlassen und in ein anderes Land zu ziehen. Eine von zahlreichen Geschichten erzählt Goran Trlaić aus dem kroatischen Dorf Kula: „Ich wusste nicht, dass ich ein Serbe bin … bis mir das Andere nicht erzählten“, so Trlaić.

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Wie ein Report des US State Departments zeigt, haben religiöse Minderheiten am Balkan auch weiterhin mit Diskriminierung und fehlender Anerkennung zu kämpfen.

 

Er selbst sah sich damals als Jugoslawe, jedoch änderte die Einberufung zum Kriegsdienst veränderte sein gesamtes Weltbild:

„Als sie mich fragten, als was ich mich bezeichnen würde, sagte ich, dass ich Jugoslawe sei. Sie antworteten: ‚Wir kennen deinen Vater, du bist ein Serbe.’“ Woraufhin ihn die Militärbeamten als Serben deklarierten und als solchen in ihren Dokumenten festhielten.

Im Jahr 1992 floh der 17-Jährige Goran Trlaić zusammen mit seiner Famile – wie so viele anderen Serben auch. Sie zogen in ein Haus eines gefohlenen Kroaten im Dorf Hrtkovci (Serbien).

Flucht der Kroaten in die andere Richtung
Während die Serben aus Kroatien nach Serbien zwangsübersiedelt wurden, so flohen die in Hrtkovci lebenden Kroaten in die andere Richtung. Sie bezogen die Häuser in Kula, welche vorher von Serben bewohnt waren.

Stjepan Roland lebt seit 1992 in Kula und obwohl viele Jahre vergangen sind, so verspürt er immer wieder das Bedürfniss, in sein Heimatdorf Hrtkovci zurückzukehren.

„Ich gehöre dort hin und das ist ganz normal. Ich wurde dort geboren und meine Familie lebte mehr als 400 Jahre in Hrtkovci“, erklärte Stjepan.

Modell der „humanen Umsiedlung“
Dies ist nur ein Fall einer großangelegten „humanen Umsiedlung“ – wie dies die Autoritäten bezeichneten – während der frühen 1990er Jahre. Nicht selten veränderte dies die ethnische Struktur der Balkandörfer komplett.

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Aus Angst vor dem Krieg, Druck vonseiten der Obrigkeiten und vielen anderen Gründen sahen sich zahlreiche Menschen gezwungen, ihre Zuhause und Heimatländer zu verlassen. Sie zogen in jene Staaten, in welchen ihre ethnische Gruppe die Mehrheit darstellt.

25 Jahre später
Auch wenn der Krieg nun bereits ein Vierteljahrhundert vorbei ist, so sind viele der Geflohenen in ihren neuen Häusern verblieben und haben ihr Zuhause bzw. ihren Geburtsort niemals wieder besucht. Die Erinnerungen sind für viele, auch heute noch, viel zu schmerzhaft.

Diesem wirklich schwarzen und traumatisierenden Kapitel der Geschichte der Balkanländer widmet sich der Dokumentarfilm „Dein Haus war mein Zuhause“, welcher am 5. September auf Al Jazeera Balkans erstmals gezeigt wird.

Den Trailer zur Doku findet ihr auf der nächsten Seite.