Start Politik
KOSOVO

Osmani: „Ein Abkommen mit Serbien ist nicht nur möglich, sondern ein Vorteil“

(FOTO: Facebook-Screenshot)

Die Spitzenkandidatin der „Demokratischen Liga des Kosovo“ (Lidhja Demokratike e Kosovës – LDK), Vjosa Osmani erklärte in einem Interview für den „Standard“, dass ein Abkommen mit Serbien nicht nur möglich, sondern auch ein Vorteil wäre.

Nach den Wahlen am 6. Oktober war klar, keine der bisherigen Regierungsparteien konnte sich unter den Top Zwei platzieren. (KOSMO berichtete) Die meisten Stimmen erhielten nämlich die beiden Oppositionsparteien: Vetevendosje (zu Deutsch: Selbstbestimmung) und die Demokratische Liga (LDK). Beide Parteien möchten nun in der neuen Koalition den Kosovo, den jüngsten Staat Europas von Grund auf verändern.

Ein großer Brocken in der Politik des Landes ist die Kosovo-Frage und die Verhandlungen mit Serbien, die bis heute die Unabhängigkeit ihrer ehemaligen Provinz nicht anerkennen und mehr Rechte für Serben am Kosovo fordern. Jahrelang wurde zwischen Belgrad und Prishtina ein Dialog unter der Schirmherrschaft der Europäischen Union geführt. Die Verhandlungen wurden jedoch unterbrochen. Serbiens Präsident Aleksandar Vučić wirft den Kosovaren Polizei-Razzien mit übertriebener Gewaltanwendung, Zölle in immens hohem Ausmaß gegen Serbien und Bosnien, großalbanische Bestreben vor. Ebenso schließt er ein Abkommen ohne Grenzänderungen entlang ethnischer Linien, bzw. Gebietstausch aus. (KOSMO berichtete)

„Landtausch oder Teilung inakzeptabel“
Im Interview mit dem „Standard“ wurde LDK-Spitzenkandidatin auch diesbezüglich gefragt. Osmani ist der Meinung, dass der Kosovo bereit sei, eine endgültige Einigung zu erzielen. „Aber einen Landtausch, eine Teilung des Kosovo oder andere Arten von Grenzänderungen würden wir absolut nicht akzeptieren, da dies nicht nur die territoriale Integrität des Kosovo gefährden würde, sondern auch seine Staatlichkeit. Denn Territorium ist eines der Hauptelemente der Staatlichkeit. Wir haben diese Idee in den letzten zweieinhalb Jahren bekämpft, als der Präsident Serbiens mit jenem des Kosovo (Hashim Thaçi, Anm.) im Geheimen darüber gesprochen hat“, erklärte die Politikerin im Interview.

Unter einer Normalisierung der kosovarisch-serbischen Beziehungen versteht Osmani vielmehr, dass die Menschen „normale Beziehungen“ haben sollten. Serbien interessiere sich jedoch, wie in den 90er Jahren, nicht für die Menschen, sondern nur für Territorium. „Es ist an der Zeit, dass die Serben im Kosovo verstehen, dass wir die politischen Führer sind, die ihre Interessen vertreten. Wir wollen in einem Kosovo leben, in dem sie sich sicher fühlen und ein erfolgreiches Leben führen können“, fügte Osmani hinzu.

„Abkommen als Vorteil präsentieren“
Laut der kosovarischen Politikerin würde weder die albanische noch die serbische Bevölkerung am Kosovo das Gefühl verspüren, von den bisherigen Verhandlungen profitiert zu haben. Wir sollten vielmehr den Menschen erklären, dass es ein Vorteil ist, endlich ein Abkommen mit Serbien abzuschließen. Alle Vereinbarungen können Menschen im Kosovo integrieren, zusammenleben lassen und wirtschaftlichen Wohlstand schaffen“, so die LDK-Spitzenkandidatin.

Ebenso ist Osmani überzeugt, dass eine Einigung möglich sei, insofern „die internationale Gemeinschaft aufhört, Vučić und Serbien wie das verwöhnte Kind Europas zu behandeln“. Ihrer Meinung nach ist Serbien das Land, das den Rest der Region destabilisiere, weshalb es nicht mit „Eröffnung von Verhandlungskapiteln belohnt werden“ solle. „Die EU sollte die Realität akzeptieren, dass sich Serbien unter Vučić Russland mehr als je zuvor sowohl wirtschaftlich als auch politisch als auch militärisch angenähert hat“, unterstrich Osmani abschließend.