Ein US-Amerikaner auf dem Heiligen Stuhl: Mit Robert Francis Prevost übernimmt erstmals ein Nordamerikaner als Papst Leo XIV. die Führung der katholischen Kirche.
Der US-Kardinal Robert Francis Prevost wurde am Donnerstag zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche gewählt. Der 69-jährige Kurienkardinal, der zuletzt das Dikasterium (vatikanisches Ministerium) für die Bischöfe leitete, wird als 267. Nachfolger des heiligen Petrus unter dem Namen Leo XIV. sein Pontifikat antreten. Obwohl in Chicago geboren, verbrachte Prevost den Großteil seines Lebens außerhalb der USA – als Missionar und Bischof in Peru sowie als Generalprior des Augustinerordens. 2018 übernahm er das Amt des zweiten Vizepräsidenten der peruanischen Bischofskonferenz. In Kirchenkreisen gilt er als erfahrener Verwaltungsfachmann mit pragmatischem Ansatz und profunden Kenntnissen der vatikanischen Strukturen.
Das Konklave (Papstwahlversammlung der Kardinäle) hat sich für einen Papst entschieden, der trotz seiner intellektuellen Prägung und seines Engagements für soziale Gerechtigkeit möglicherweise einen konstruktiven Dialog mit US-Präsident Donald Trump aufbauen könnte. Als erster nordamerikanischer Papst der Kirchengeschichte, der jedoch seit langem nicht mehr in den USA lebt, vertritt Leo XIV. in vielen Bereichen andere Positionen als der US-Präsident. Besonders in der Migrationspolitik könnten Spannungen entstehen, gleichzeitig eröffnet seine Herkunft jedoch neue Gesprächskanäle zur US-Regierung.
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Trumps Reaktion
„Herzlichen Glückwunsch an Kardinal Robert Francis Prevost, der gerade zum Papst ernannt wurde. Es ist eine große Ehre, zu wissen, dass er der erste amerikanische Papst ist“, schrieb Trump einem Posting auf sozialen Medien. Trump hätte wohl Kardinal Raymond Burke als Papst bevorzugt, hätte er etwas mitzureden gehabt. Der 76 Jahre alte Kardinalpriester aus den USA, ehemaliger Erzbischof von St. Louis, galt als einer der härtesten Gegner von Franziskus. Der konservative Hardliner kritisierte selbst vorsichtige Reformen wie den Segen für homosexuelle Paare. Dessen Chancen waren allerdings gering.
Hinter der höflichen Gratulation verbirgt sich jedoch ein potenziell spannungsreiches Verhältnis. Der neue Papst hat in der Vergangenheit auf der Plattform X mehrfach Beiträge geteilt, die Trump und dessen Vizepräsidenten JD Vance kritisieren, besonders hinsichtlich deren restriktiver Migrationspolitik. In US-Medien wird hervorgehoben, dass Leo XIV. in sozialen und gesellschaftspolitischen Fragen eine ähnlich progressive Linie wie sein Vorgänger Franziskus vertritt – etwa beim Umweltschutz und bei der offenen Haltung gegenüber Migranten.
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Weltweite Gratulationen
Staats- und Regierungschefs sowie kirchliche Würdenträger aus aller Welt haben zur Wahl des US-Amerikaners zum Papst gratuliert. Russlands Präsident Wladimir Putin äußerte die Hoffnung auf eine Weiterentwicklung des Dialogs zwischen Russland und dem Vatikan „auf der Grundlage der christlichen Werte, die uns vereinen“. Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron bezeichnete die Wahl als „historischen Moment“ und wünschte, dass das neue Pontifikat „Frieden und Hoffnung bringen“ möge. Die EU-Spitzen Ursula von der Leyen und António Costa zeigten sich zuversichtlich, dass der neue Papst „seine Stimme auf der globalen Bühne nutzen wird, um unsere gemeinsamen Werte zu fördern“. Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez hofft auf ein Pontifikat, das „den Dialog und die Verteidigung der Menschenrechte stärkt“.
Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) betonte die Bedeutung einer „starken Stimme für Toleranz und Frieden in der Welt“ angesichts der großen Herausforderungen unserer Zeit. Europaministerin Claudia Plakolm (ÖVP) wünschte dem neuen Papst, er möge „Anker einer zukunftsgerichteten Kirche“ sein. Der Vorsitzende der österreichischen Bischofskonferenz, Franz Lackner, erklärte, der neue Papst wolle „mit Christus Brücken schlagen zu allen in dieser oft so zerklüfteten Welt“. Kardinal Christoph Schönborn gestand: „Ich habe eine große Freude, ich habe im Herzen auf ihn getippt.“
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Der Vorsitzende der orthodoxen Bischofskonferenz in Österreich, Metropolit Arsenios, wünschte eine „Zeit geistlicher Fruchtbarkeit“ und „Vertiefung des Dialogs in Wahrheit und Liebe“. Der evangelische Bischof Michael Chalupka gratulierte zur „schnellen Einigkeit“ und hofft auf „neuen Schwung in der Ökumene“.
Der Bürgermeister von Chicago, Brandon Johnson, nutzte die Gelegenheit, den neuen Papst in seine Geburtsstadt einzuladen. „Wir hoffen, Sie bald wieder zu Hause willkommen heißen zu dürfen“, schrieb der Demokrat auf der Plattform X.
Mit einem humorvollen Wortspiel fügte er hinzu: „Everything dope, including the Pope, comes from Chicago!“ – eine Anspielung auf die Tatsache, dass der 1955 in Chicago geborene Leo XIV. nun das höchste Amt der katholischen Kirche bekleidet.
In der US-Bischofskonferenz wird die Wahl als wichtiges Signal für eine Stärkung humanitärer und integrativer Werte bewertet. Experten sehen darin den Grundstein für zukünftig zwar kontroverse, aber potenziell konstruktive Gespräche zwischen dem Vatikan und der US-Regierung unter Trump.
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