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INTERVIEW

„Userer Tocher wurden zehn Knochen bei der Geburt gebrochen!“

Wann bemerkten Sie das erste Mal, dass etwas nicht in Ordnung war?

 „Ich fand es schon am ersten Tag komisch, dass Magdalena nicht weinte wie die anderen Babys, sondern durchdringend schrie. Immer, wenn ich sie in den Arm nahm, stieß sie einen schrecklichen Schrei aus. Aus der Erfahrung mit den älteren Kindern wusste ich, dass die Babys die Ärmchen in die Höhe heben, wenn sie aufwachen, aber sie tat das nicht. Am folgenden Tag kam die Kinderärztin aus dem Krankenhaus Tulln, aber ich sagte ihr nichts, sondern wartete darauf, dass sie erst ihre Untersuchung abschloss. Während sie das Baby abtastete, sagte sie: ’Ja, hier ist ein Arm gebrochen’. Sie fügte hinzu, dass man das Baby in Tulln röntgen müsse, und ging kurz hinaus. Als sie wiederkam, sagte sie jedoch, es bestünde keine Notwendigkeit, irgendwohin zu fahren, denn das würde von selber zusammenwachsen. Ich war sehr beunruhigt und bekam schreckliche Angst, daher sagte ich meiner Familie am Telefon, dass ich dieses Krankenhaus so schnell wie möglich verlassen wollte, denn ich hatte Panik wegen des Babys. Auf mein Insistieren hin erlaubten sie mir, zwei Tage nach dem Kaiserschnitt auf eigenen Wunsch heimzugehen. Dem Baby legten sie eine Bandage an, die den Bruch ruhigstellte, und am 11. November fuhren wir nach Hause.“

Kleine Magdalena mit ihren Eltern (Foto: zVg.)

Und wie ging die Geschichte weiter?

 „Vier Tage danach gingen wir mit den Kind zu unserem Kinderarzt, der uns zu einem Orthopäden überwies. Dieser untersuchte die Hüften des Babys und sagte, dass dort alles in Ordnung sei, und riet uns aufgrund der Bandage, die dem Baby in der Klinik in Korneuburg wegen des Bruchs angelegt worden war, ins Krankenhaus zu fahren. Wir fuhren ins SMZ Ost, wo ich dem Arzt sagte, dass dem Kind während des Kaiserschnitts der rechte Oberarm gebrochen worden war, was auch im Mutter-Kind-Pass eingetragen war. Er röntgte das Baby und sagte, dass auch das rechte Schlüsselbein gebrochen war. Auch er legte Magdalena eine Bandage an und wir bekamen noch mehr Panik, denn Magdalena schrie noch immer wie am Spieß. Die nächsten zwei Tage lang riefen wir alle Krankenhäuser an und baten darum, dass uns jemand aufnähme und das Kind gründlich untersuchte. Aber es war umsonst. Alle wiesen uns ab, denn es herrschte die Pandemie, und die war wichtiger als unser Baby. Schließlich sagte eine Ärztin im AKH, wir sollten kommen, was in all dem Unglück eine große Erleichterung war.“

Endlich die schreckliche Wahrheit!

Wurde das Problem im AKH gelöst?

 „Ich war alleine mit ihr dort und es ging mir nicht gut, denn nach dem Kaiserschnitt war ich überhaupt nicht zur Ruhe gekommen.

Magdalena wurde mehrmals geröntgt und dann eröffnete man mir, dass gleich zehn Knochen gebrochen waren: der Arm, das Schlüsselbein und acht Rippen.

Sie verglichen die Befunde mit den Bildern aus dem SMZ Ost, auf denen man die Frakturen auch sah, aber der dortige Arzt hatte sie nicht bemerkt. Aus dem AKH riefen sie auch das Klinikum in Korneuburg an und fragten, was dort geschehen war, aber die Antwort war, dass man dort nur von dem Armbruch wusste und dass es keine Nachweise gäbe, dass auch die Rippen und das Schlüsselbein gebrochen waren. Die Hebamme fügte hinzu, dass das Baby von zwei Kinderärzten untersucht worden sei, was nicht stimmte, und die Ärztin aus Tulln, die die Untersuchung durchgeführt hatte, schrieb, dass am zehnten, zwölften und dreizehnten November Untersuchungen stattgefunden hätten, obwohl wir da bereits zu Hause waren, wie man dem Entlassungsbrief auch entnehmen kann. Sie hatte nicht einmal den Mutter-Kind-Pass unterschrieben, obwohl sie den Bruch des linken Arms eingetragen hatte.

Im AKH wurden zusätzliche Tests und Untersuchungen durchgeführt, um festzustellen, ob das Kind vielleicht aus einer gewissen Höhe heruntergefallen oder geschüttelt worden war oder ob es Opfer häuslicher Gewalt geworden sein könnte. Sie sagten uns offen, dass sie das überprüfen müssten, und zeigten uns ihr Misstrauen. Aber dann erklärte uns eine Ärztin, dass sich anhand des Alters des Kallus an den Bruchstellen leicht schließen ließe, dass die Brüche von der Geburt stammten.“

Die Polizei musste reagieren

Das war der Moment, in dem sich die Polizei einschaltete, nicht wahr?

 „Ja, denn das AKH musste der Polizei die Verletzungen des Kindes von Amts wegen melden. Ich wusste das nicht und war erschrocken, als die Polizisten in der Tür standen, aber sie brachten mir nur eine Benachrichtigung, dass ich zur Polizei gehen und eine Aussage machen müsse. Dort erfuhr ich, dass das AKH gegen das Klinikum in Korneuburg Anzeige erstattet hatte, da bei den Untersuchungen festgestellt worden war, dass die Knochenbrüche bei ihnen entstanden waren und nicht zu Hause. Ich möchte betonen, dass sie sehr freundlich waren.“

Hat sich auch das Jugendamt wegen des Problems mit Magdalena gemeldet?

 „Ja, denn es war von der Polizei verständigt worden. Aber wir hatten während der Pandemie bereits Kontakt mit dem Jugendamt gehabt und hatten viel Hilfe erhalten. Sie hatten mich beraten, wie ich in dieser schweren Zeit mit den Kindern zurechtkommen könnte, und halfen uns auch finanziell bei der Begleichung unserer Rechnungen, denn mein Mann hatte damals seine Arbeit verloren und wir steckten in Schwierigkeiten. Natürlich erfuhren sie nach dem Anruf der Polizei sofort, was in der Geburtsklinik mit dem Kind passiert war und dass es bei unserer elterlichen Fürsorge keinen Grund für eine Intervention gab.“

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