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Bosnien vor dem Euro-Big-Bang: Was passiert bei einer Währungsumstellung?

(FOTO: iStock/ eyegelb)

Die Einführung des Euro in Bosnien und Herzegowina hat sowohl ökonomische als auch politische Dimensionen. Während Länder wie Serbien und Nordmazedonien ihre eigene Währung behalten, überlegt Bosnien und Herzegowina, ob ein Wechsel zur Euro-Währung vorteilhaft wäre.

Die Hürden für eine offizielle Einführung des Euro sind nicht gering. Neben einem Beitritt zur Europäischen Union ist auch die Mitgliedschaft in der Eurozone erforderlich, wie es jüngst Kroatien vollzogen hat. Der Ökonom Igor Gavran verweist darauf, dass dies der einzig „normale“ Weg sei, den Euro in einem Land einzuführen. Montenegro und Kosovo hingegen haben den Euro ohne Erfüllung aller notwendigen Kriterien eingeführt, wodurch sie gewisse Vorteile einer echten Euro-Einführung verlieren.

Bosnien und Herzegowina verwendet das Currency Board-System, bei dem jede konvertible Mark durch Devisenreserven gedeckt sein muss. Der Ökonom Ljiljan Veselinovic betont, dass dies positive Effekte ähnlich wie beim Euro mit sich bringt. Dazu gehört die Sicherheit, dass die konvertible Mark immer zum gleichen Wert in Euro umgetauscht werden kann.

Gavran argumentiert, dass Bosnien und Herzegowina theoretisch den Euro sofort einführen könnte, wenn es dies auf die gleiche Weise wie Montenegro oder Kosovo täte. Allerdings würde das Land dabei die Vorteile einer vollständigen Integration in die EU und Eurozone verpassen. Er betont, dass die positiven Aspekte der Euro-Einführung nur durch die Erfüllung aller Kriterien und einer Mitgliedschaft in der EU und Eurozone realisiert werden können – ein Ziel, das für Bosnien und Herzegowina derzeit noch in weiter Ferne liegt.

Die Einführung des Euro birgt jedoch auch Risiken. So besteht die Gefahr, dass Bosnien und Herzegowina in bestimmten außergewöhnlichen Situationen die Kontrolle über seine eigene Währung verliert. Die Entscheidungen über den Euro lägen bei der Europäischen Zentralbank. Dadurch müsste Bosnien und Herzegowina die negativen Entwicklungen der europäischen Währung übernehmen und seine Unabhängigkeit bei geldpolitischen Entscheidungen aufgeben.

Veselinovic argumentiert, dass die Euro-Einführung Vorteile mit sich bringt. Vereinfachung von Transaktionen, Erleichterung des Handels und mögliche Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen in Bosnien und Herzegowina wären solche Benefits. Gavran stimmt diesen Vorteilen zu, ist jedoch der Meinung, dass sie momentan die Risiken nicht aufwiegen.

Bosnien und Herzegowina hat noch viel zu tun, bevor die Einführung des Euro als offizielle Währung sinnvoll wird. Der Weg von Kroatien – erst EU-Beitritt und dann Eurozone – könnte als Vorbild dienen, um die Vorteile der europäischen Währung zu nutzen und Risiken zu minimieren. Bis dahin bleibt die konvertible Mark als stabile Währung, die bereits viele der positiven Effekte des Euro mit sich bringt.