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Kommentar

Grosz: der, der die Bösen nicht im Land braucht!

Gerald Grosz unterscheidet in der Migrationsdebatte nur zwischen Gut und Böse. (FOTO: iStock/RadekProcyk/Screenshot/tiktok.com/@geraldgrosz)
Gerald Grosz unterscheidet in der Migrationsdebatte nur zwischen Gut und Böse. (FOTO: iStock/RadekProcyk/Screenshot/tiktok.com/@geraldgrosz)

KOMMENTAR

Gerald Grosz unterscheidet in der Migrationsdebatte nur zwischen Gut und Böse. Ein guter Ansatz, wenn das Leben nicht ein klein wenig komplizierter wäre.

Eine eindeutige Meinung zur Migrationspolitik servierte uns Polit-Blogger und oe24-Kolumnist Gerald Grosz beim Sendeformat „Fellner! Live“. Dabei verwies Grosz auf die Unterscheidungsmerkmale, auf die er persönlich bei Migranten achtet und bezieht sich auf die Worte des verstorbenen Neurologen Viktor Frankl: „Ich unterscheide nur zwischen Guten und Bösen. Und die Bösen brauche ich im Land nicht!“ Eine eindeutige Aussage.

@geraldgrosz

Die Migrationsdebatte ist schnell geführt. Ich unterscheide nur zwischen Guten und Bösen. Und die Bösen brauche ich im Land nicht!

♬ Originalton – GeraldGrosz

Eigentlich auch ein guter Ansatz. Denn wer will schon die Bösen in seiner Umgebung haben? Doch wer sind die Bösen im Migrationsszenario? Laut Grosz Aussage sind das Menschen, die sich sprachlich und kulturell nicht integrieren möchten. Ebenso auch Menschen, die Straftaten begehen, wie beispielsweise die Personen, die zu Silvester in Berlin randalierten. Davon waren nachweislich rund 70 Prozent ausländische Staatsbürger. Aber auch die „Afghanen vom Wiener Praterstern“, wie sie Der Standard nennt, sind hier gemeint. Schlägereien, Verkauf von Drogen, Messerstechereien stehen dort an der Tagesordnung. War das vor 20 Jahren auch schon so?

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Gegensatz

Das alles im Gegensatz zu den Gastarbeitern des ehemaligen Jugoslawiens, wie Grosz erklärt. Denn Menschen, die vor 40 oder 50 Jahren in Österreich ankamen, mussten sich zwangsweise integrieren – weil es zum guten Ton gehörte! Und das auch ohne Deutschkurs oder ohne staatliche Hilfe. Und mit Bedauern blicken diese Menschen zurück und fühlen sich mit Recht an der Nase rumgeführt. Denn die Migranten von heute haben viel mehr Möglichkeiten sich zu integrieren, als noch zu Gastarbeiterzeiten: mit Hilfe von Smartphones, Deutschkursen und Förderungen. Trotzdem tuen es scheinbar die Wenigsten, wenn man den Debatten zum Thema folgt.

Also wo steht Grosz mit seiner Aussage? Einerseits hat er Recht, doch bietet er auch Lösungsvorschläge für das Problem an? Zumindest wurden in der Sendung keine dargelegt. Es ist eine Sache, festzustellen was nicht stimmt. Das ist eher leicht. Doch die andere Sache ist ein Problem lösen zu können, das unlösbar scheint. Wie soll man gute und böse Migranten unterscheiden können? Und gibt es hier nicht auch Mischverhältnisse: wenn ein guter Mensch etwas böses tut, um jemandem zu helfen – ist er dann böse? Hier gilt es zu differenzieren. Man bräuchte eine Art Checkliste, um das Verhalten der jeweiligen Migranten bewerten zu können. Wer soll die erstellen? Böse oder gute Menschen? Und was ist mit all den bösen Österreichern?

Fragen über Fragen, die nur zu einer Antwort führen: ganz so einfach wie es sich Grosz machen will, ist die Migrationsfrage dann doch nicht.

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Sandra Plesser
Als zweites Kind jugoslawischer Gastarbeiter wurde Sandra in Wien geboren und studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Während ihrer Tätigkeit als Redakteurin bei Advanced Photoshop, mokant und Der Standard baute sie mittels Weiterbildungen ihr Wissen im Bereich Social Media-, Content- und Veranstaltungsmanagement aus. Nach drei Jahren in der Eventorganisation widmet sie sich bei KOSMO wieder ihrer Passion: dem Journalismus.