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Kindesmissbrauch

Vorarlberg: Ski-Kindergarten beschäftigt mutmaßlichen Pädophilen

Symbolbild. (FOTO: iStock/SerrNovik)
Symbolbild. (FOTO: iStock/SerrNovik)

Ein Winterurlaub der zum Albtraum wird. Das haben A. G. und seine Familie erlebt. Nach zwei Tagen im Ski-Kindergarten im Lech am Arlberg (Vorarlberg), verhielt sich sein 3-jähriger Sohn seltsam. Schwere Missbrauchsvorwürfe gegen den Skilehrer wurden bei der Polizei angezeigt. Die Ermittlungen laufen.

Ein Winterurlaub in Vorarlberg vor drei Wochen wurde für eine Wiener Familie zum Albtraum mit Folgen. A. G. fuhr mit seiner Familie nach Lech am Arlberg (Vorarlberg), um Skifahren zu gehen. In dieser Zeit besuchte sein 3-jähriger Sohn für wenige Stunden am Tag einen Ski-Kindergarten in Lech. Hier soll der kleine Bub vom einzigen männlichen Betreuer sexuell missbraucht worden sein. Die Vorwürfe wiegen schwer. Die Beweise sind zahlreich.

Kindesmissbrauch

Bei einer Pressekonferenz am Freitag – organisiert vom Verein Bündnis Kinderschutz Österreich – meldet sich der Vater erstmals öffentlich zu Wort. Hier will er der Welt mitteilen, was seinem Sohn passiert ist. Zum einen, um die ins Stocken geratenen Ermittlungen wieder ins Laufen zu bringen, zum anderen, um weitere Vorfälle dieser Art zu unterbinden und Eltern aufzuklären.

Alexander Gänsdorfer mit seinem Anwalt bei der Pressekonferenz am 03.02.2023. (FOTO: KOSMO)
A. G. mit seinem Anwalt bei der Pressekonferenz am 03.02.2023. (FOTO: KOSMO)

Der sichtlich mitgenommene Vater erzählte Pressevertretern, wie sein Sohn am 09. (Mo) und 10. Jänner (Di) die Kinderbetreuung noch munter und fröhlich verlassen hat. Als der Bub am Mittwoch abgeholt wurde, änderte sich das Verhalten des Kindes schlagartig. Der Bub wollte nichts essen oder trinken, wollte lange in der Dusche bleiben, erbrach sich mehrfach, wachte am Tag danach mit starken Bauchschmerzen auf und wirkte zunehmend abwesender. Anfangs gingen die Eltern von einer Erkrankung aus – eine Erkältung oder Grippe.

Am Ende der Woche schlug der Vater (G.) seinem Sohn vor, zumindest noch das Abschluss-Skirennen der Kinderbetreuung zu besuchen. Dort angekommen wollte das Kind dann nicht allein in die Einrichtung gehen und klammerte sich am Vater fest. Zusammen mit seinem Sohn betrat er den Ski-Kindergarten in Lech, wo ihm erstmals der männliche Betreuer aufgefallen ist, der seinen Sohn misshandelt haben soll. Zu diesem Zeitpunkt wusste G. jedoch noch nichts von den Vorfällen.

Weißer Schleim

Zurück in Wien wachte G. auf, nachdem er seinen Sohn im Schlaf weinen hörte. Als er den Bub fragte, was er denn geträumt hätte, wollte dieser nicht darüber reden. Eine ungewohnte Situation für den fürsorglichen Vater. Im Laufe des Tages erinnerte sich G. an die Artikel, die er über den Verein Bündnis Kinderschutz gelesen hatte. Nach mehrmaligem nachhaken verriet ihm sein 3-Jähriger dann doch, was er geträumt hatte: „Er sagt mir auf einmal, er hat von einer Schlange geträumt, die ihn in den Kopf gebissen hat. Ich hab ihn gefragt, wie die Schlange ausgesehen hat. Es war ein weißer Schleim. Von diesem Tag an hat sich mein Kind mehr und mehr geöffnet und dank des Bündnis Kinderschutz haben wir rasch und professionell Hilfe erhalten.

„Würgen, schlagen, Penis in den Popo“

Gegenüber seinem Vater und der Kinderpsychologin hat sich das Kind mehr und mehr zu den Vorfällen in der Ski-Kinderbetreuung geäußert. Die Aussagen des Buben gingen von „würgen, schlagen, Penis in den Popo“ und weiteren Anschuldigungen, wie der Vater – den Tränen Nahe – der Presse berichtete. In Wien wurde der Fall gleich nach Bekräftigung der Kinderpsychologen zur Anzeige gebracht. Die Wiener Polizei nahm am 25. Jänner die Zeugenvernehmung auf. Der Fall musste allerdings aufgrund der Zuständigkeit an die Kriminalstelle Vorarlberg weitergegeben werden. Laut Angaben von des Anwalts der Familie wurden seit drei Wochen keine weiteren Schritte in diesem Fall unternommen. Der Beschuldigte Skilehrer arbeitet seit einigen Tagen nicht mehr in der Kinderbetreuungseinrichtung.

So sagt der Anwalt: „Der aktuelle Stand der Ermittlungen ist dramatisch. Weil in Wirklichkeit kaum etwas passiert. Die Polizei in Wien hat hervorragend gearbeitet und sich sofort der Sache angenommen, musste es nur Zuständigkeitshalber dem Kriminalamt in Vorarlberg abgeben. Und dort steht das Ganze.“ Wann wieder Schwung in die Ermittlungen kommt, ist unklar. Bislang wurde, laut Angaben von G.s Anwalt, der Beschuldigte noch nicht einmal offiziell von der Polizei verhört.

Auswirkungen

Der Bub leidet seither unter massiven Schlafstörungen und wirkt permanent lethargisch. G. zeigte der anwesenden Presse ein Bild, dass sein Sohn vor dem Urlaub gemalt hatte. Bunt und fröhlich, wie man es von einem 3-Jährigen erwarten würde. Das Bild, dass der Vater danach präsentierte, zeigt die psychologischen Ausmaße, die das Kind seither erleiden muss. Eine schwarz-graue Leinwand, die sinngemäß für den Seelenzustand des Kindes gedeutet werden kann.

Das farbenfrohe Bild ist vor dem Skiurlaub entstanden. Seither malt der Bub nur noch schwarze Bilder. (FOTO: KOSMO)
Das farbenfrohe Bild ist vor dem Skiurlaub entstanden. Seither malt der Bub nur noch schwarze Bilder.
(FOTO: KOSMO)

Missbrauchsvorwürfe in Wien

Im letzten Jahr sind immer mehr Kindesmissbrauch-Fälle öffentlich geworden. Darunter einige Fälle in einem Wiener Kindergarten, die im Mai 2022 bekannt wurden. Dabei wurden die Eltern erst ganze 13 Monate nach dem Vorfall informiert. KOSMO sprach damals exklusiv mit der Mutter eines Opfers. Danach wurden 25 Missbrauchsfälle in einer Wiener Mittelschule bekannt. Die Regierung reagierte im November mit der Ankündigung ein verpflichtendes Kinderschutzkonzept für Wiener Kindergärten einzuführen. KOSMO berichtete hier ebenfalls.

Bündnis Kinderschutz Österreich

Roberto Datri, Obmann des Bündnis Kinderschutz in Österreich, setzt sich seit einigen Jahren für die Rechte unmündiger Kinder ein. In einigen Interviews mit KOSMO hatte er schon mehrfach auf die Missstände bezüglich der österreichischen Kinderschutzgesetzte hingewiesen. Dass die Bundesregierung erst nach der Cause Teichtmeister auf das Thema aufmerksam geworden ist, ist für ihn unverständlich. Denn der Verein Bündnis Kinderschutz Österreich legte der Regierung und diversen politischen Parteien schon oft ein ausgearbeitetes Kinderschutzkonzept vor, das immer nur abgelehnt wurde. Nur die FPÖ hatte ihn bei der Einbringung der Maßnahmen unterstützt. Welche Partei im Endeffekt auf seiner Seite steht, ist dem gebürtigen Italiener egal. Denn er hat sowieso kein Wahlrecht in Österreich, wie Datri betont.

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Hilfe bei Missbrauch

Falls Sie Personen kennen, die unter psychischem, physischem und/oder sexuellem Missbrauch leiden, zögern Sie nicht um Hilfe zu bitten:
• Rat auf Draht, Onlineberatung
• Rat auf Draht: Chatberatung Mo bis Fr, 18 – 20 Uhr
• Rat auf Draht: 147
• Sozialpsychiatrischer Notdienst: 01 / 310 87 79
• Frauenhelpline: 0800 222 555
• Sorgentelefon für Kinder, Jugendliche und Erwachsene: 0800 / 20 14 40
• Psychiatrische Soforthilfe: 01 / 313 30

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