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Justizsystem

Expertenmeinung: Härtere Strafen für Darstellung von Kindesmissbrauch

Obmann des Bündnis Kinderschutz, Roberto Datri. (FOTO zVg: Roberto Datri)
Obmann des Bündnis Kinderschutz, Roberto Datri. (FOTO zVg: Roberto Datri)

Mit dem Burgtheater-Schauspieler Florian Teichtmeister hat alles – vor kurzem – angefangen. Das Thema Kindesmissbrauch und Kinderpornographie rückte in den öffentlichen Fokus. Die Regierung musste hier nachjustieren. Erste Schritte für härtere Strafen von Darstellung von Kindesmissbrauch wurden gelegt. Denn bislang lag das Strafmaß bei maximal zwei Jahre für den Besitz von Kinderpornographie – ungeachtet der Menge an Material, dass der Beschuldigte dann besaß.

Wer ein Kind missbraucht, tötet seine Seele, und hat seinen Platz und alle Rechte in unserer Gesellschaft verloren.

Obmann des Bündnis Kinderschutz, Roberto Datri

INTERVIEW

KOSMO traf sich mit dem Obmann des Bündnis Kinderschutz, Roberto Datri, um mit ihm über die neuen Entwicklungen zum Thema Kindesmissbrauch zu sprechen.

KOSMO: Die Causa Teichtmeister sorgt momentan für Aufregung und hat die Bundesregierung zu Reaktionen gezwungen. Das Strafmaß für den Besitz von pornografischen Darstellungen wurde um etwa ein Jahr angehoben. Die Anfertigung solcher Darstellungen wird nun mit fünf bis zehn Jahren bestraft. Reicht das?

Roberto Datri: Diese Anhebung ist erneut ein Armutszeugnis für unser Land und dessen Regierung. Es ist beschämend wie Vorsichtig und behutsam man hier die Strafe angepasst hat, nur um dem Volk zu zeigen „wir tun etwas“. Wir [Bündnis Kinderschutz] fordern, dass das Mindeststrafmaß drastisch erhöht wird, und nicht der Rahmen etwas erweitert wird! Wer im Besitz von abscheulichen Kinder Vergewaltigungs-Videos ist, sollte eine Mindeststrafe von fünf Jahren bekommen, und diese sollte dann – je nach Quantität – bis zu 10 Jahre betragen können! Und das ohne jegliche Möglichkeit auf eine Bewährung. Bei direktem Kindesmissbrauch, also für Kinderschänder, MUSS eine Mindeststrafe von 10 Jahre bis lebenslänglich umgesetzt werden! Denn wer ein Kind missbraucht, tötet seine Seele, und hat seinen Platz und alle Rechte in unserer Gesellschaft verloren. Wenn die Gesetze so aussehen würden, könnten die Richter keine lächerlichen Urteile mehr verteilen. Für Pädophile und Kinderschänder würde es dann sehr unangenehm in Österreich werden. Die würden es sich dann wahrscheinlich zwei mal überlegen, ob sie eine Straftat begehen oder nicht!

KOSMO: Auch eine sprachliche Anpassung der Regierung wurde vorgenommen. Um Verharmlosungen zu verhindern, wie es heißt. Statt „Kinderpornografie“ soll man nun den Ausdruck „Darstellung von Kindesmissbrauch“ verwenden. Ergibt das für sie Sinn?

Roberto Datri: Es ist erstaunlich wie die Regierung ganz plötzlich so tolle Ideen hat und unsere Kinder schützen möchte, nachdem wir [Bündnis Kinderschutz] seit Monaten auf die enorme Gefahr und die Missstände sowie absurde Gesetzeslücken aufmerksam machen. Auf diesen Filme sind schwerste Vergewaltigungen von Kindern zu sehen, somit ist das Wort „Pornographie“ vollkommen fehl am Platz, weil das Wort „Pornographie“ per Definition die sexuelle Stimulierung des Konsumenten zum Ziel hat. Wir befürworten also die sprachliche Anpassung.

KOSMO: Das Kinderschutzkonzept an Österreichs Schulen soll nun ausgebaut werden. Bietet das genug Schutz für unsere Kinder bzw. reicht das aus?

Roberto Datri: Wir, als Verein Bündnis Kinderschutz, haben bereits seit Monaten ein vollkommen fertiges Kinderschutzkonzept vorgestellt. Das wurde abgelehnt. Und zwar von den Grünen und den Schwarzen. Die FPÖ hat dann unser Konzept in den Gemeinderat sowie Nationalrat eingebracht. Dort ist ein wirklich umfangreiches und absolut wirkungsvolles Konzept ausgearbeitet worden, bei dem alle Kinder und Lehrer präventiv bestens vorbereitet werden. Eine durchgehende und kontrollierte Videoüberwachung in öffentlichen Schulen und Kindergärten soll dabei mitunter für Sicherheit sorgen. Wir sind sehr gespannt was die Regierung ihrerseits für Konzepte vortragen wird. Allerdings sind wir leider pessimistisch, weil bislang nie etwas sinnvolles dabei rauskam.

KOSMO: Ein flächendeckendes Berufs- und Tätigkeitsverbot für Kinderschänder soll zum Einsatz kommen. Ist damit zumindest ein Ziel des Bündnis Kinderschutz erreicht worden?

Roberto Datri: Die Frage sollte eher lauten: weshalb ist so ein Berufs- und Tätigkeitsverbot bis dato nicht vorhanden gewesen? Wie kann es sein, dass ein Land wie Österreich und dessen Regierung nie an unsere Kinder gedacht hat? Wer einmal Kinder missbraucht, sollte nie mehr mit Kindern arbeiten dürfen! Solche Menschen sollten sich Kindern nie wieder nähern dürfen! Zusätzlich MUSS ein lebenslanges Eintrag im Führungszeugnis zwingend vorgenommen werden. Wir [Bündnis Kinderschutz] fordern ebenfalls, dass Fotos und Namen von Tätern öffentlich gemacht werden. Genauso wie in den USA. Damit jeder Bürger genau sehen kann, wo sich diese Kinderschänder befinden, wie sie aussehen und heißen. Es reicht mit dem Täterschutz!

KOSMO: Musste wirklich erst ein Burgtheaterschauspieler überführt werden, damit das Thema ernst genommen wird oder gab es schon vorher Ansätze der Regierung, um unsere Kinder besser zu schützen?

Roberto Datri: Die Regierung steht nun im Zwang etwas zu verändern. Das aber nicht nur aufgrund der Causa Teichtmeister, sondern auch aufgrund von sehr, sehr viel mühsamer und unerbittlichen Arbeit von unserem Verein, dem Verein Bündnis Kinder Schutz Österreich. Wir haben die Feriencamp-Skandale aufgedeckt. Wir haben die Kindergärten-Skandale aufgedeckt. Und einige Skandale werden demnächst auch noch herauskommen. Wir haben mit viel Druck, auch durch die Medien, das Thema „Kinderschutz“ so weit nach vorne gebracht, und das werden wir auch weiter machen. Zum Schutz unserer Kinder!

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Hilfe bei Missbrauch

Falls Sie Personen kennen, die unter psychischem, physischem und/oder sexuellem Missbrauch leiden, zögern Sie nicht um Hilfe zu bitten:
• Rat auf Draht, Onlineberatung
• Rat auf Draht: Chatberatung Mo bis Fr, 18 – 20 Uhr
• Rat auf Draht: 147
• Sozialpsychiatrischer Notdienst: 01 / 310 87 79
• Frauenhelpline: 0800 222 555
• Sorgentelefon für Kinder, Jugendliche und Erwachsene: 0800 / 20 14 40
• Psychiatrische Soforthilfe: 01 / 313 30

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