Start Welt
Insolvenzantrag

Schock im Bausektor: Steuler insolvent

(FOTO: iStock/ kzenon)

Steuler, einer der führenden Hersteller von Fliesen in Deutschland und Europa, ist in finanzielle Schwierigkeiten geraten und hat einen Insolvenzantrag gestellt. Der Bremer Keramikriese fällt einem deutlichen Abschwung von Aufträgen und Umsätzen in den letzten Monaten zum Opfer.

Ebner Stoc, eine Beratungsgesellschaft, teilt mit, dass sie gemeinsam mit Steuler an einem Ablaufplan arbeitet, um eine zügige Restrukturierung zu erreichen. Diese schwierige Phase betrifft mehr als 650 Mitarbeiter in verschiedenen deutschen Städten. Der Insolvenzantrag bedeutet nicht zwangsläufig das Aus für Steuler. Häufig nutzen Firmen genau diesen Prozess, um ihre Unternehmensstrukturen zu reorganisieren und einen Turnaround zu schaffen.

Steuler reiht sich in eine zunehmende Liste deutscher Unternehmen ein, die den Gang zum Insolvenzgericht angetreten haben. Das Institut für Wirtschaftsforschung IWH aus Halle veröffentlichte kürzlich Daten, nach denen die Zahl der Firmeninsolvenzen im Juni auf den höchsten Stand seit 2016 geklettert ist – ein Anstieg um 48 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat auf insgesamt 1.050 Fälle.

Besonders prekär ist die Lage im Bausektor. Wurde dieser durch den kürzlichen und unerwarteten Anstieg der Zinssätze der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Bekämpfung der hohen Inflation in der Eurozone hart getroffen. Eine Folge sind unvollendete Bauprojekte, die für Investoren nicht mehr rentabel sind.

Ebenso berichtet das Münchener Institut IFO von einer signifikanten Zunahme an abgesagten Bauaufträgen seit Jahresbeginn. Im April warnte die Wirtschaftswissenschaft, dass 25,5 Prozent der Unternehmen in dieser Branche mit einem Auftragsmangel konfrontiert sind. Zum Vergleich: im letzten Frühjahr waren es nur 8,6 Prozent.

Steuler, mit einer Jahresproduktion von 16 Millionen Quadratmetern Fliesen einer der größten europäischen Hersteller, betreibt seine Produktionsstätten fast ausschließlich in Deutschland und exportiert in 45 Länder weltweit.